Seit letzten Donnerstag war das Schloss meiner Arbeitszimmertuer defekt, so dass die Tuere nicht mehr zu schliessen war. Der Vermieter wurde latuernich sofort verstaendigt, reagierte jedoch nur mit einem ‘Ich schick jemand vorbei’. Woraufhin exakt gar nichts passierte. Bei weiteren Versuchen ihn zu erreichen liess er sich verleugnen oder nahm das Telephon nicht ab.


Jetzt hatte ich die Schauze voll. Nicht das ich irgendetwas zu verbergen haette. Aber wegen der Kinder rauchen wir nur im Arbeitszimmer und wenn dort die Tuere nicht schliesst, zieht der Rauch durch die ganze Wohnung, was dann in erster Linie auch fuer Ela laestig ist, die den Flur fuer ihr taegliches dreieinhalb-Stunden-Kampfsport-Training nutzt.

So startete ich in aller Herrgottsfruehe zu einer Tour de force durch die Baumaerkte, um Ersatz fuer das alte Tuerschloss zu bekommen.
Nachdem es nirgends ein aehnliches Modell gab, stellte ein aufmerksamer Mitarbeiter im dritten Baumarkt nach eingehender Untersuchung unter dem Elektronenrasterkraftmikroskop fest, dass das defekte Schloss getuerkt war. Will heissen: Es ist ein Standard-Schloss, das allerdings durch Absaegen, Bohren und weiteres Tuning veraendert wurde, damit es in die Tuere passt.
“Da nehmen Sie am besten das hier”, meinte der Fachmann vom Baumarkt und zog ein neues Schloss aus dem Ragal, “Sie muessen nur da und da was wegsaegen, dort neue Loecher Bohren und dann …” Sein Blick blieb an meinen Gipsarmen haengen. “Vielleicht haben sie ja einen Freund, der das fuer sie machen kann.”

Er erklaerte mir die notwendigen Schritte in allen Details. Nun bin ich ja von Haus aus Softwerker und fuer Hardware-Probleme fuehle ich mich nicht zustaendig. Meine Faehigkeiten als Hausmeister beschraenken sich darauf Sicherungen auszuwechseln oder mal eine Wand zu streichen. Bezueglich meiner handwerklichen Faehigkeiten mache ich mir nichts vor: Ich bin ein Stuemper.

Ein Stueck Holz absaegen ist fuer mich eigentlich kein Problem und ich verfuege auch ueber eine Stichsaege – allerdings habe ich noch nie Metall bearbeitet, wenn man von der 45er unseres ehemaligen Lehrlings absieht, der ich einst eine geile Gravur verpasst habe.
Zu Hause angekommen machte ich mich direkt auf in den Keller, wo ich aufgrund meiner koerperlichen Einschraenkungen schon monatelang nichts mehr zu tun hatte. Nach einer knappen Stunde fand ich auch die Werkbank und meine Stichsaege wieder. Es ist ein nicht hinreichend untersuchtes Naturgesetz, dass Kellerraeume und Speicher ohne menschliches Zutun verstaerkt dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik folgen. Doch jetzt war nicht die Zeit fuer physikalische Analysen.

Wie bereits erwaehnt, hatte ich bislang ausschliesslich Holz verarbeitet und daher besass ich nur ein einziges noch nie benutztes Metallsaegeblatt, das im Lieferumfang der Stichsaege enthalten war. Ich legte die beiden Schloesser neben- und aufeinander, zeichnete mit einem Stift die Schnittkanten vor, setzte die Saege an und das Saegeblatt brach splitternd ab.
‘Haette ich mir ja denken koennen’, dachte ich. Doch das stimmte nicht. Haette ich dieses Missgeschick naemlich tatsaechlich erwartet, dann haette ich auch Metallsaegeblaetter aus dem Baumarkt mitgebracht. Da ich jedoch nicht schon wieder nach Freiburg fahren wollte, blieb mir nur die andere Moeglichkeit: die Tuer an das Schloss anzupassen.

Zugegeben so eine Tuer ist ziemlich gross und schwer. Schnell musste ich feststellen, dass ich in meinem Zustand die Tuer noch nicht eimal aus den Angeln heben konnte, was die weiteren Arbeiten mangels Fixierung nicht unerheblich erschwerten.
Die Aussparung fuer das Schloss war viel zu klein und selbst wenn die Tuere auf einer Werkbank fixiert gewesen waer, hatte ich keine Ahnung gehabt, wie ich vorgehen muss, um den Hohlraum zu vergroessern.

Ich schnappe mir also das Werkzeug, das ich normalerweise fuer Glasgravur verwende und beginne mikrometerweise das Holz aus der Tuer herauszufraesen. Dass ich mit dem falschen Werkzeug am falschen Material arbeitete, wusste ich bereits im Vorfeld, so dass es nicht noetig war, dass ein Fraeskopf nach dem anderen abbrach, um mir diesen Fehler zu verdeutlichen. Darueber hinaus wurde das Holz durch diese Arbeit sehr heiss und schwarz und es roch verbrannt.

Die permanente Angst im Nacken, dass die Tuere ploetzlich anfangen koennte zu brennen, fraeste ich weiter. Mit spitzen Fingern und noch duennerem Werkzeug rueckte ich der Aussparung zu Leibe und kam mir dabei vor wie ein Zahnarzt. Stundenlang – bis die Oeffnung endlich gross genug war, um das Schloss hineinzuschieben. Die erste Freude ueber diesen Erfolg wurde schnell durch die Tatsache getruebt, dass sich die Tuerklinke nicht montieren liess, weil sich das hierfuer vorgesehene Loch nun zu weit oben befand. Das Schloss hingegen funktionierte die Tuer war zu. Und ich war im Zimmer.

Nachdem ich fast das komplette Inventar meines Werkzeugkastens erfolglos durchprobiert hatte, ob und wie diese vermaledeite Tuer nun wieder zu oeffnen war, entschloss ich mich fuer das Naheliegendste. Immerhin kannte ich ja nun die Schwachstellen.

“Ela!” rief ich laut.
“Ja”, kam es von draussen zurueck.
“Kannst du mal einen Mawashi-Geri gegen das Tuerschloss setzen – aber fett!”
“Klar.”
[Splitter – Krach] Mit einem haesslichen Geraeusch fliegt die Tuer auf und das herausgebrochene Schloss landet mit klirrendem Getoese im offenen Werkzeugkasten, der in der Mitte des Zimmers stand.

“Oh?!” Ela blickt mich erschrocken an. “Hab ich was kaputt gemacht?” fragt sie.
“Nee”, antworte ich kopfschuettelnd.
“Alles in Ordnung – genau so war’s gemeint”, erklaere ich und schnappe mir den Autoschluessel. “Ich fahr jetzt zu Ikea und kauf einen Vorhang.” Schliesslich bin ich Softwerker und fuer Hardwareprobleme fuehle ich mich nicht zustaendig.

hit any key 2 continue
-m*sh- [sarkasmus inside]

  1. Trithemius says:

    O Gott, was für eine Aktion, mein Lieber. Hör mal, ich wusste ja gar nicht, dass deine Flügel immer noch gebrochen sind. Das tut mir leid.
    Falsches Handwerkszeug am falschen Material, diese doppelte Verneinung wird leider selten zur Bejahung. Es geht fast immer daneben, wie ich aus leidvoler Erfahrung weiß. Rechnest du deine Arbeitszeit, deinen Frust, mögliche Verletzungen ein, ist es sträflich. Aber man versucht es immer wieder.

    Hängt der Vorhang?

    fragt besorgt
    Jules

  2. deleted user says:

    Hättest du mich gefragt, ich hätte dir einige Müh erspart: entweder schiebst du bei jeder Zigarette die Kommode vor die Tür, oder rauchst draußen in der Badehose bei deeeeem Wetter! Du könntest allerdings auch einen Leberkäs vor die Öffnung hängen. (Geflügeltes Wort, wenn man die Tür offen stehen lässt: “Tür zu, oder hast an Leberkas vor der Tür hängen?” Den Spruch muss sich ein Fleischer oder Verwurster ausgedacht haben. Irgendwie ist kein Sinn darin, aber man plappert so im Laufe der Jahre viel nach.)

    Gute Leistung, du weißt jetzt zumindest sicher, du bist kein geborener Handwerker und der Baumarkt hat dich vermutlich als Kunden für immer verloren.

  3. Frieling says:

    Wie wäre es denn, mit dem Rauchen aufzuhören, oh Wunderkind der Handwerkerzunft?

    • sha-mash says:

      Ein Laster braucht der Mensch. Und da ich kein Mobiltelephon habe, verwende ich Rauchzeichen. Du kennst ja mein Faible fuer ausgefallene Schriften und andere Kommunikationsmittel 🙂
      -m*sh-

  4. Das bist du irgendwie falsch angegangen. Als Ela die Türe eingetreten hatte hättest du wild keifen müssen von wegen “Schatz nicht so, jetzt hast du alles kaputt gemacht.” So wärst du ohne Schmach aus der Nummer raus gekommen und sie hätte den Vorhang besorgen müssen.

    • sha-mash says:

      Ich wuerde Ela nie anluegen.
      … Aber wenn ich jetzt so darueber nachdenke. Wenn sie den Vorhang besorgt haette, waere ihr der sprit ausgegangen und sie haette tanken muessen. Da haette ich ganz schoen was gespart, bei den Spritpreisen (zzgl. Vorhang).
      Kannst du nicht irgendwie per skype verfuegbar bleiben, damit ich Dich in solchen Faellen kuenftig voerher um Rat fragen kann?
      Ergebenst -m*sh-

  5. Klar kann ich, Adresse aber nur per email. Ich hab immer auf alles eine Antwort!

    • sha-mash says:

      Ich hab immer auf alles eine Antwort

      Das habe ich befuerchtet, und vermutlichauch immer das letzte Hemd aeh Wort…
      -m*sh-

      • Trau mich fast gar nicht zu antworten…ich bin eine Frau, ich meine da ist das doch wohl so, oder?

        • sha-mash says:

          Wegen mir darfst du gern das letzte Wort haben.

          ch bin eine Frau, ich meine da ist das doch wohl so

          Aehem, wenn ich ehrlich sein soll, kann ich das nicht beurteilen. Ich weiss nur, dass Du bislang konsequent vorgibst eine Frau zu sein…

          -m*sh-

          • Wenn ich so an mir runtersehe entdecke ich nichts, was baumelt. Ich hab auch weder Haare auf der Brust noch eine tiefe Stimme, ich trinke kein Bier und interessiere mich nicht für die Sportschau. Wie wär jetzt deine Diagnose?

          • sha-mash says:

            Woher weiss ich denn, dass das die Wahrheit ist?
            Du kannst hier viel schreiben ist ja dieses … Dings … aeh… Kindernetz …
            Vielleicht bist du ja in Wirklichkeit meine Tante – oder gar mein Onkel…

          • Nein ich bin weder Tante noch Onkel, aber möglicherweise sind wir verwandt (das hatten wir ja bereits). Wenn ich ein Mann währe dann wär ich der erste gebährende Mann und somit eine Sensation, da hättest du in jedem Fall schon von mir gehört. Was erweckt den Eindruck ich sei keine Frau? Das würd mich interessieren…

          • sha-mash says:

            Aufklaerung tut Not:
            Du hast etwas damit begruendet, dass Du eine Frau seist. Und ich habe lediglich geschrieben, dass ich das nicht beurteilen kann.
            Worauf du wiederum Argumente dafuer hervorgebracht hast, dass Du eine Frau seist, die ich jedoch nicht ueberpruefen kann.
            Du erweckst mitnichten den Eindruck keine Frau zu sein. Im Gegentum, Deine Argumentationsweise spricht sehr fuer ein weibliches Wesen der Gattung Homo Sapiens.
            Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass ich dieses blind glauben muss und hier uebers Netz der Beweis nicht gefuehrt werden kann.
            -m*sh-

          • Ahso! Also du darfst das sehr wohl überprüfen, schließlich wolltest du ja noch putzen kommen. In dem Zuge kann ich dir dann auch erklären warum du ein Mann bist wenn ich das Putzergebnis sehe (nur für den Fall das du über dich selbst noch nicht Bescheid weißt). Wir Frauen sind da sehr hilfsbereit.

          • sha-mash says:

            In Anbetracht meiner handwerklichen Faehigkeiten schwindet meine bisherige Ueberzeugung ein Mann zu sein rapide, so dass ich mich derzeit ausserstande sehe, als geschlechtsloses Zweitterwesen einer Nebentaetigkeit in einem anderen Bundesland nachzugehen. Das wird mir voraussichtlich noch genug Aerger machen, wenn ich die Berufsunfaehigkeitsrente in Anspruch nehmen will.
            -m*sh-

          • Du hast mein Mileid! Aber vielleicht sollte ich dich darauf hinweisen das ich (ganz unfraulich) handwerklich nicht ungeschickt bin und im Zweifelsfall auch gut improvisieren kann. Ich biete also gern kostenlose Lernstunden an (nicht ganz kostenlos, vorher musst du ja putzen). Im Übrigen möchte ich dich darauf hinweisen, das ich im Nebenberuf erste Vorsitzende aller deutschen Rentenkassen bin und deinen Antrag nicht bewilligen werde sofern du dein Versprechen mit dem Putzen nicht einhältst. Da beharre ich jetzt drauf!

          • sha-mash says:

            ??????????????
            Ich habe doch nichts versprochen … ?

          • Moment, jetzt mal langsam. Du hast es nicht versprochen, du hast gesagt du bist schon unterwegs! Und ich sitze noch immer hier und warte mit Kaffee, inzwischen liege ich direkt unter der Senseo und drück bloß noch Knöpfchen. Hab seitdem kein Auge zugemacht, denn wenn ich einmal schlafe dann hör ich ja das Klingeln nicht. Und so geht man ja nicht um mit Gästen die sich angekündigt haben, die läßt man ja nicht vor der Tür stehen!

          • sha-mash says:

            Du sprichst mit gespaltener Zunge, Squaw.
            Willst mich locken mit Kaffe (auf den ich ja schon scharf waere) und gibst vor, mich adaequat als Gast begruessen zu wollen, und andererseits steht da diese unschone Geschichte mit der Putzerei im Raum…

            -m*sh-

          • Nein ehrlich gesagt möchte ich nur das du putzen kommst, den Kaffee gibts gratis aus Höflichkeit.

          • sha-mash says:

            Du weisst wo das noch hinfuehrt, wenn du so weitermachst?
            -m*sh-

          • Du drohst mir mit Exekution? Darf ich dich daran erinnern das wir zwei freundschaftlich verbunden sind?
            Oder wird es dazu führen das du am Ende tatsächlich eines Tages zum Putzen vor der Tür stehst?
            Dann wär das ja soweit geklärt!

          • sha-mash says:

            Ich habe nicht gedroht, sondern nur gefragt, ob du weisst, wo das hinfuehrt.
            (Diese Frage hast du noch nicht beantwortet)
            -m*sh-

          • Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Warum das aber so ist kannst du gleich bei mir nachlesen, ich kann das nämlich begründen. Manchmal erinnere ich mich einfach nicht (geb mir 10 min)

          • sha-mash says:

            ???Du sprichst in Raesteln???

            ?Habe ich schon mal erzaehlt, dass ich die spanische Weise, am Anfang eines Fragesatzes ebenfalls ein Fragezeichen zu setzen (wenn auch vertikal gespiegelt), fuer eine hervorragende Idee halte?

            -m*sh-

          • Nein aber wir können das ausdiskutieren, durchleuchten, auf links drehen- allerdings werden grad wieder die Zeilen schmal. Mich deucht man will uns abwürgen!

          • sha-mash says:

            Unten weiter…
            -m*sh-

  6. Frau_Melle says:

    Deine Frau ist ja mutig!
    Lässt Dich zu IKEA fahren, um einen Vorhang zu kaufen… – oder hat sie den noch nicht gesehen?! Können Männer überhaupt Vorhänge kaufen?
    *grübel*

    • sha-mash says:

      Meine Frau hat genau so wenig Geschmack wie ich. Das ergaenzt sich prima. wir kaufen alles in der Farbe schwarz. Da kann nichst schief gehen und nebenher sind wir bei Katastrophen auch in der Lage auszuhelfen, wenn in der Schule nebenan die Raumlichkeiten ausgehen, um die toten Koerper aufzubahren. Dann vermieten wir unsere Wohnung und fliegen erst mal fuer zwei Wochen nach Lanzarote.

      -m*sh-

      • Frau_Melle says:

        Das mit der Farbe Schwarz habe ich auch schon ausprobiert – ging auch ganz gut, bis ich Kinder hatte. Seither ist die bevorzugte Farbmischung braun-orange-grün-batik. Da sieht man nämlich Flecken nicht so leicht wie auf schwarz und spart sich dadurch einige Arbeit…
        Allerdings habe ich noch keine wirklich passende Tapete gefunden!

        • sha-mash says:

          Seit wir Kinder haben, haben wir das mit dem Geschmack gaenzlich aufgegeben.
          Und dass die Maedels aelter sind, macht die Lage nicht wirklich besser.
          Statt Spinat- und Apfelmusflecken gibbet jetzt Oelpfuetzen im Wohnzimmer, weil T1 dort nemlich ihren Roller zerlegt hat, um einen klitzekleinen Oelwechsel durchzufuehren.
          Is’ schon klasse, wenn die Kinder selbstaendig sind…
          -m*sh-