Deutschland hat ein Oberschichtenproblem und kein Unterschichtenproblem. Denn der Fisch stinkt vom Kopf.
Unternehmen fahren riesige Gewinne ein, die Vorstandsgehaelter haben ein Niveau erreicht, das nur noch als obszoen bezeichnet werden kann und die Ignoranz der Buerger zu den Themen, die sie tatsaechlich betreffen, erreicht einen Hoehepunkt nach dem anderen.
Klar dass Leute wie Schaeuble berechtigtes Muffensausen haben, dass ihnen jemand den Rollstuhl unterm Arsch wegbombt, aber diese Angst ist lediglich dadurch legitimiert, als dass Herr Schaeuble eine Gefahr fuer unser Grundgesetz ist und somit den Freiheitskaempfern (nicht Terroristen) sozusagen eine Steilvorlage liefert. Schaeuble haelt ein bisschen Folter fuer vertretbar – gut dann tunke man seinen Kopf so lange unter Wasser bis er in der CDU-Spendenaffaere auspackt.
Wobei jemand, der von einem Waffenhaendler 100.000 DMark bekommt, sowieso in U-Haft gehoert.
Als Innenminister ist er da uebrigens in bester Gesellschaft, denn schon sein Amtsvorgaenger Kanther hat Scheisse an den Hacken wie man bei uns so sagt. Wobei gerade heute das Urteil gegen Kanther teilweise aufgehoben wurde. Kanther hat ueber 10 Millionen Euro Schwarzgeld in die Schweiz transferiert und da behauptet noch jemand wir haetten ein Unterschichtenproblem.
Wenn Innenminister reihenweise Schwarzgeld aus dubiosen Quellen verticken und nicht einmal richtig verurteilt werden (oder Urteile revidiert und abgemildert werden), dann haben wir ein Oberschichtenproblem – und zwar ein gewaltiges. Und diese ganze Terroristenhatz dient nur dazu die Menschen einzuschuechtern und von echten Problemen abzulenken.
Schaueble betreibt in seiner nicht nachvollziehbaren Panikmache, dass hunderte von Millionen fuer Sicherheitswahn und Uberwachungsmassnahmen ausgegeben werden und verstoesst damit auch noch gegen das Grundgesetz.
Schaeuble wirft das Geld der Bueger und Stuerzahler aus dem Fenster um eben diese Buerger und Steuerzahler ihrer Grundrechte zu berauben. Die tatsaechlichen Probleme im Land bleiben jedoch auf der Strecke. Angeblich ist kein Geld da – obwohl der Bund der Steuerzahler jaehrlich die Verschwendung von etwa 30 Milliarden Euronen fuer sinnlose Projekte anprangert, kommt keiner auf die Idee dieses Geld aus dem Topf fuer sinnlose Ausgaben herauszunehmen und in den Topf fuer Bildung, Kultur und Infrastruktur zu stecken.
Dass hier kaum jemand auf die Strasse geht und protestiert, liegt wohl nur daran, dass die meisten noch genug zu Essen (und zu saufen) haben und auch die Menschen in den neuen Bundeslaendern haben offensichtlich laengst vergessen, wie es ist, in einem Staat zu leben, der alles weiss, und ueber alles bestimmt.
Und dieses Problem, der Saettigung ist in erster Linie in der Mittelschicht anzutreffen, die politisch desinteressiert, nach medial aufbereiteten Schlagzeilen ueber Florida-Rolf & Co lechzt und dann zu dem schluss kommt, dass Hartz-IV-Empfaenger immer noch zu viel erhalten. Am naechsten Tag wundern sich die gleichen Menschen, wieso man allenthalben tote und misshandelte Kinder in Kuehlschraenken findet.
Ich beiss gleich in meinen Gips.
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-m*sh- [Sarkasmus inside]
denk aber dran, nach der neuen Gesundheitsreform musst Du für Deinen Zahnersatz mehr blechen wenn nicht sogar alles….
sollte Dir also bei dieser Aktion ein Zahn abbrechen
….und Regressansprüche kannst Du wohl kaum geltend machen … traurig aber wahr
Schönes Statement von Dir!!
Gruss Lapis
Dann verklage ich den Gipshersteller – oder eben die Verursacherin des Unfalls, der mich derart beeintraechtigt…
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Wobei dies nun eigentlich nicht meine Art ist. Ich finde eine gerichtliche Auseinandersetzung unter zivilisierten Menschen ebenso verabscheuungswuerdig wie eine gewaltsame Auseinandersetzung.
Aber Du hast Recht: das mit dem Zahnarzt wir teuer – und eigentlich darf ich mich ja gar nicht aufregen.
-m*sh-
Naja, deine Fakten sind ja mehr als bekannt. Die Frage ist doch, wie weit kann sich eine Gesellschaft so einen sozialen, moralischen Niedergang leisten, bis auch hier mal ein paar Tausend Autos brennen. Und bei Autos, da hört in Deutschland bekanntlich erst der Spass auf.
MfG
Textspeier
Stimmt, die Fakten sind bekannt, daher ist es verwunderlich, dass in Deutschland ueber ein Unterschichtenproblem diskutiert wird.
Zuerst war PISA das Thema, dann die bildungsfernen Schichten, dann die Parallellgesellschaft und jetzt die Unterschicht.
Dass dies – oder zumindest die damit verbundenen Probleme – alle mit Bildung zu tun haben, scheint sich in den Koepfen derer, die sich an der Diskussion beteiligen nicht ernsthaft niederzuschlagen.
Wobei ich gar nicht wisen will, welcher Niederschlag, denen die Birne vernebelt.
Mit den brennenden Autos hast Du vermutlich recht.
-m*sh-
Dass die Fakten ja bekannt sind, stimmt zwar, stimmt aber gleichzeitig auch nicht. Denn wenngleich auch jede Nachrichtensendung und jedes Blättchen schon einmal über denkwürdige Dinge bezüglich der politischen Führung berichtet hat – Spendenskandal, Steuerverschwendung wurden schon genannt – so wird dies in der bundesdeutschen Nachrichten- und Medienwelt eben auch wieder weichgekocht. Auf einen kritischen Bericht kommen im Schnitt eben zwanzig völlig belanglose. Wird etwa bei Panorama, in den Tagesthemen oder der FR mal über Schäubles Vorlieben für Folter berichtet, so beherrschen andere Themen Sender und Blätterwald. Sowohl was Quantität, als auch Rezeption angeht. Man überlege nur, wieviel Raum seinerzeit der Staatsbesuch von Bush in MeckPom eingeräumt worden war (und was für Quoten diese Sendung im TV hatte). Oder wieviel Nachrichtenstunden und -seiten täglich Neugkeiten über Promifrisuren oder -affären für sich in Anspruch nehmen. Andererseits: Guantanamo? Oder kritische Auseinandersetzung mit der Hartz-IV-Realität? Da wird’s dünn. Sehr dünn.
Langer Rede kurzer Sinn: Da muss man sich nicht wundern, wenn das Volk rasch wieder vergisst, wie dringend die Probleme sind. Und wer dafür für die Probleme die Verantwortung trägt. Ist es doch viel einfacher, sich täglich in stundelangen Soaps, Telenovelas und Reality-TV-Shows zu ergehen, als auch nur 5 Minuten über die harte Realität nachzudenken. Die mediale Zweitrealität ist da nun mal attraktiver. Und macht das Vergessen einfacher.
Dazu kommt, dass in den Massenmedien selten und zurückhaltend thematisiert wird, dass es zahlreiche Menschen gibt, welche die gegenwärtige Politik kritisch und konstruktiv begleiten. Wird doch eher der Eindruck erweckt, es gebe außer der “politischen Mitte” nur noch rechts und links ein paar irre weltfremde Fanatiker. Durch diese Mischung aus Verschweigen, Diskreditieren und – vor allem – Pauschalieren wird natürlich der Ausbildung einer kollektiven, kritischen Geisteshaltung effektiv entgegengewirkt. Ob das nun aus absichtsvoll betrieben wird, aus reiner Nachlässigkeit oder medialem Konkurrenzdruck resultiert, das kann man sicher unterschiedlich beurteilen. Und da sollte man wohl auch differenzieren.