Bereits am 15. Oktober letzten Jahres habe ich in der Reihe digitale Fessel über Wahlcomputer berichtet und auch gezeigt, wie leicht deren Manipulation ist.
Nun liegt das erste Ergebnis eines grossangelegten Sicherheitstests von Wahlmaschinen vor. Das Urteil ist – erwartungsgemäss – vernichtend.
Eine Gruppe von Fachleuten, Sicherheitsexperten, Ingenieuren und Computerwissenschaftlern hat an der Universität von California die Wahlmaschinen fünf Wochen lang geprüft und kam nun zu dem Ergebnis, dass die Systeme doch erhebliche Sicherheitslücken aufwiesen, die unter anderem auch auf dem Zugrundeliegenden Microsoft-Betriebsystem basieren.
Natuerlich ergehen sich die Hersteller der fraglichen Wahlmaschinen (aber erstaunlicherweise auch die lokalen Wahlbeauftragten) in Unmutsäusserungen bezueglich der Tests und man stellt den Wert dieser 1,8 Millionen US$ teuren Studie in Frage.
Die Hersteller beklagen in erster Linie, dass sie den Wissenschaftlern technische Details und Quellcode der Geräte ausliefern mussten:
Wenn man Hackern Quellcodes sowie sämtliche Dokumentationen zur Verfügung stelle und ihnen ungehinderten Zugriff auf die Geräte ermögliche, dann sei dies so, als händige man einem Einbrecher den Haustürschlüssel aus und frage ihn, ob es ihm gelinge, hinein zu kommen.
Doch so plausibel sich dieser Einwand bei oberflächlichem Lesen zunächst anhören mag, wird er bei genauerer Betrachtung unhaltbar:
1.) Es gibt immer jemanden, der alle Informationen hat – zumindest der Hersteller selbst. Für mich hört sich der Einwand der Hersteller so an, als wären die Geräte derart konzipiert, dass sie grunsätzlich manipulierbar sind, wenn man über das entsprechende Wissen verfügt. Folgerichtig muss man sich aber dann auch die Frage stellen, wer denn bitteschön verhindert, dass sich die Hersteller von den Politikern kaufen lassen? Bei den Summen, mit denen man im amerikanischen Wahlkampf so um sich schmeisst, um ein paar Wählerstimmen einzuheimsen …
2.) Wie man dem o.a. Abschlussbericht entnehmen kann, beklagen die Wissenschaftler in erster Linie, zu wenig Zeit gehabt zu haben. Vor allem weil viele wichtige Unterlagen erst acht Tage vor dem Ende der Untersuchung – oder aber gar nicht mehr – eingegangen sind. Die Hersteller haben also versucht, die Tests zu sabotieren. Und trotzdem wurden Schwachstellen und Sicherheitslücken gefunden!
Es gibt keine Sicherheit und ich verstehe ehrlich gesagt nicht warum man überhaupt von der guten alten Urne weg will.
Urne vs. Wahlcomputer
Es geht hier nicht um einen abgehobenen Streit um das bessere System, sondern um die Freiheit und die Legitimation der Demokratie selbst.
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-m*sh- [wütend]
Danke für diese interessanten Informationen. Seit Jahrzehnten bin ich Wahlhelfer und inzwischen regelmäßig Wahlvorstand. Manipulationen sind beim Auszählen so gut wie ausgeschlossen, denn in der Regel gehören zu jedem Wahllokal sieben Personen. Alles wird genau dokumentiert, und das Auszählungsergebnis wird vom zentralen Wahlcomputer erst akzeptiert, wenn alle Zahlen im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Einmal hat sich ein Wahlhelfer regelmäßig bei den Stimmen für die CDU verzählt (er selbst war CDU-Mitglied, wie sich später herausstellte). Wir zählten bis zum späten Abend, bis wir den Fehler gefunden hatten. Der Mann war offenbar vom Wunschdenken geleitet, doch eine Manipulation gelang ihm nicht.
Wie sicher die zentralen Computer in den Wahlkreisen sind, ist eine andere Frage. In jedem Fall sind immer dort Manipulationen möglich, wo man zu sehr der Computertechnik vertraut, wie du ja auch in deinem Beitrag in der Reihe “digitale Fessel” gezeigt hast.
Hab’ das auch schon erlebt und die entsprechenden Leute aus den lokalen Ortsgruppen werfen sich dann daauernd gegenseitig vor, irgendwie manipuliert zu haben. Aber diese Kontrollmechanismen funktionieren in der Regel. Punkt.
Sobld man alles der Maschine überlässt, gibt man die Kontrolle aus der Hand – und man weiss nicht an wen. Oder doch?
Im Zweifelsfall an den, der hinterher die Wahl gewonnen hat.
-m*sh-