Ballabend

Posted: 29th October 2006 by mash in Familie, Realsatire
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Kinder sind eine Plage. Pubertierende Kinder sind eine Katastrophe.

Dazu kommt, dass die meisten Eltern ihren Kids so bescheuerte Namen wie Schastin, Schackeline oder Schanett geben.
Aus meiner beruflichen Erfahrung habe ich gelernt, dass man komplexe Systeme nur dann in den Griff bekommt, wenn man sie einfach haelt. “Keep it simple” ist das Motto. Daher halten wir es eher klassisch mit den alten Roemern, die ihre Kinder durchnumerierten. Tochter Nummer eins heisst also T1 und Tochter Nummer zwei T2. Und es duerfte ja wohl kaum jemand ernsthaft widerpsrechen wollen, dass Teenager aus einer normalen Familie ein komplexes System machen…

Fuer einen durchschnittlichen Mann wie mich, der mit Klamotten nix am Hut hat, bei voelliger Dunkelheit ein T-Shirt aus dem Schrank zieht und Chevignon fuer eine Pilzgattung haelt ist dieses ganze Getue pubertierender Maedels mit Klamotten, Schminke und passenden Accessoirs ein nicht nachvollziehbarer Aufwand um Nichts. Die Haare werden eine halbe Stunde lang vor verlassen des Hauses gestylt – auch wenn man nur den Muell runterbringt.

Groesseren Aktionen, wie dem Helfen der Freundin, beim Ausmisten ihres Pferdestalls, gehen dann schon tagelang Ueberlegungen nach einer neuen Haarfarbe voraus. Der Weg in die Schule, den sie mit dem Bus fahren, ist sicherlich nicht so weit, wie die Entfernung Schrank-Bad-Spiegel, die sie vor dem Gang in die Schule (jeweils in anderem Outfit) wiederholt zuruecklegen.
Kybernetisch gesehen heisst das, dass Outfit und Frisur als Teil der Kommunikation einen selbstbezogenen Charakter hat. Denn der Betrachter ist entbehrlich und eigentlich gibt es auch keinen Adressat. Doch dreht sich die Gesamtheit des Verhaltens um eine abstrakte soziale Erfahrung einerseits (den Traumtyp treffen) und andererseits die konkrete praktische Kommunikation mit den Freundinnen ueber Kosmetik, phantastische Traumboys und Frisuren. Der selbstbezogene Charakter einer Frisur wiederum macht das Selbst zum Beobachter des Selbst (man koennte es auch ganz normal als Narzissmus bezeichnen).

Naja gestern abend war mal wieder so eine Situation … Zur Erlaeuterung: T1 und T2 waren bei einem Ball ihres Tanzsportvereins wobei T2 auch den Abend moderiert. Die Kinder waren also fort und wir hatten es uns gerade zu Hause gemuetlich gemacht und wollten den Abend (ohne Kinder!) geniessen, als ploetzlich …

Telephon: [klingelt]
-m*sh-: “Ja.”
T1: “Aehem ich hab’ ein Klamottenproblem.”
-m*sh-: “?”
T1: “Koenntest Du …?”
-m*sh-: “?”
T1: “Ich hab’ meine Tage bekommen und die Hose ist eingesaut, ausserdem passt die Jeans nicht ins Ambiente hier.”

-m*sh-
: “Was wuerde besser passen?”
T1: ” Das kleine Schwarze und die Moerderschuhe.”
-m*sh-: ” Die Moer…”
T1: “Ja die Stiefel mit den Moerderabsaetzen.”


[Anm.: sie meint die Stiefel, die eine handbreit bis ueber die Knie gehen und zwoelf Zentimeter hohe Bleistiftabsaetze haben. Zitat Ela: diese Schuhe kann man hoechstens im Bett anziehen.]

-m*sh-: “…und das kleine Schwarze?”
T1: “Ja, das ohne Traeger.”
-m*sh-: “Wow!”

T1: “Koenntest Du also… biittteee?!”
….

-m*sh-: “okay, ich stehe jetzt vor Deinem Schrank. Du musst mir Anweisungen geben.”

Den Rest bis zum Auffinden der gewuenschten Klamotten erspare ich den geneigten Lesern. Nur so viel:

-m*sh-: ” Das mit den Palleten an der Huefte?”
T1: “Nein.”
-m*sh-: ” Das mit dem Guertel?”
T1: “Nein.”
-m*sh-: ” Das mit der Schleife?”
T1: “Nein, das auch nicht.”
-m*sh-: ” Das mit den Strasssteinchen am …?”
T1: “Jaaa, danke Du bist ein Schatz.”

… Ich finde, der Gedanke auszuziehen, ist naheliegend – oder?

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-m*sh- [sarkasmus inside]