Oder: Asoziales Networking.
Das Mitmach-Netz ist in aller Munde. Die Betreiber von YouTube verhökerten ihre Plattform nach etwas mehr als einem Jahr an Google – für sage und schreibe 1,6 Milliarden US$. Dabei sorgen die User für den Content und übernehmen die Werbung in Form von Mund zu Mund bzw. Link-zu-Web-Propaganda.
Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (Umsatz 2006: 2,2 Mrd ) suchte aufgrund des schleppenden Zeitungsgeschäfts nach neuen Perspektiven, die die digitalen Medien bieten, und gründete unter anderem die Holtzbrinck eLAB GmbH.
Es muss in den oberen Geschaeftsetagen der Holtzbrinck GmbH einen Haufen Hohlköpfe geben, die die Regeln des Web 2.0 vollkommen falsch verstanden haben – oder vielleicht benötigte man auch nur ein Abstellgleis für miese Manager. Jedenfalls dachte man sich, ‘Wow, wir mieten einen Server; die User produzieren Content und wir verkaufen die Werbung, die dort allenthaben aufblitzt’.
Dieses Geschäftsmdell klang in den Ohren des Vorstands nach locker verdientem Geld (oder einer Möglichkeit Verluste abzuschreiben – und somit an anderer Stelle Steuern zu sparen) und so kaufte man neben Studi- und SchülerVZ auch gleich noch Germanblogs. Eine (für Web-Verhältnisse) relativ gut eingeführte Marke, die immerhin ein nicht unwichtiges Alleinstellungsmerkmal unter den Blogplattformen bietet: Viele themenspezifische Bereiche, die einigermassen übersichtlich sortiert sind. Man kann dem Volk aufs Maul schauen oder sich mit Gleichgesinnten austauschen.
Nach der Übernahme der beiden VZs kommen diese Plattformen trotz hoher Nutzerzahlen nicht aus den Schlagzeilen. Die Nutzungsbedingungen die man den Usern überstülpt wollte, verhöhnen die Datenschutzgesetze geradezu (siehe hierzu auch: http://193.99.144.85/newsticker/meldung/100621).
Auch an die Autoren von Germanblogs wurden neue Verträge versandt, nachdem die Holtzbrinck Digital GmbH als neuer Eigentümer firmierte. Nun war es bislang so, dass eine handvoll Topautoren bei Germanblogs fuer einen Hunni im Monat einige Beiträge einstellten und das Gros der Blogger dies für lau, bzw. Ruhm und Ehre machte. Die neuen Verträge sahen jedoch vor, dass alle Autoren bei Germanblogs ihre Beiträge exklusiv für die Holtzbrinck Digital GmbH schreiben sollten und somit die Rechte an den Werken auch an die Betreiber der Plattform übergehen. Was latuernich eine lächerliche Forderung ist. Genausogut kann man den Leuten sagen, ‘Haut ab, wir wollen euch hier nicht mehr!’
Okay, die bezahlten Autoren können sich das ja überlegen – aber für die Mehrheit, der Autoren bei Germanblogs war dieser Passus schlicht nicht akzeptabel. Nicht wenige (auch ich) haben dann wegen diesem Passus versucht, mit den neuen Gesellschaftern Kontakt aufzunehmen. Ohne Erfolg. Da ist niemand mehr. Alle weg. die Büros sind leer, auf Briefe und e-Mails wird nicht geantwortet. Ich fürchte fast Holtzbrinckist pleite.
Die im Impressum genannten Firmen existieren nicht mehr oder nicht mehr dort wo ihre postalische Anschrift hinzuführen scheint. Autoren erhalten keine Antworten mehr. Nur noch die immer wiederkehrende Drohung, dass man mir den Account hier dicht macht, wenn ich nicht endlich die neuen Geschäftsbedingungen akzeptiere trudelt allenthalben in meiner Inbox ein; aber selbst dieses versprechen wird nicht wahr gemacht – wie man sieht :-]]
Man lässt die Plattform hier einfach vor die Hunde gehen, schaltet eMail-Benachrichtigungen einfach so ab und streicht vermutlich noch Geld dafür ein, weil man es irgendwo in der Holtzbrinck-Gruppe abschreiben kann …
… eine andere Erklärung dafür ist, dass Holtzbrinck pleite ist.
(C) -m*sh- [zynismus inside]
auch veröffentlicht auf: => Germanblogs
Vision an
Ich sehe eine gigantische Blase…
und wie sieht platzt
PLOPP
Vision aus.
Ich bin Optimist
Die Sache mit dem Abtreten der Rechte bei Germanblogs ist ja schon eine Weile in aller Munde und hat zu vielfältigem Negativecho geführt. Im Vorjahr gab es bei der ReadersEdition nach der Lösung von der Netzeitung ähnliche Auseinandersetzungen um den Übergang von Verwertungsrechten. Fragt sich, wann Burda auf die gleiche Idee verfällt und bei Blog.de neue AGB einführt.
Ja, okay das mit dem Abtreten der Rechte haette icheigentlich noch geflissentlich ignoriert und Germanblogs aus meinen Bookmarks getilgt.
Was mich aber wirklich verwundert hat, ist dass man die Seite tatsaechlich verwahrlosen lässt.
Burda. … ich hoffe, die machen den Fehler nicht. Ausserdem halte ich das in nichtmoderierten Blogs fuer eine gefährliche Sache. Wennn ich z. Bleifisch etwas urheberrechtlich geschuetztes poste und die Rechte an meinem Beitrag gehen an den Blogbetreiber, dann steht er auch dafuer gerade, wenn jemand wegen des Artikels Ärger macht oder eine Unterlassungserklärung fordert. Das könnte sich dann für Abmahnanwälte nämlich als lohnend erweisen, dass man juristisch nur noch gegen ein Unternehmen vorgehen muss, und sich nicht die Adressen von hunderten von Bloggern zusammensuchen muss.
-m*sh-