Messer

Posted: 17th May 2007 by mash in GATUBO, Unterhaltung
Tags: , , , ,

Auszug aus meinem Roman GATUBO:

Ich holte mir eine weitere Tasse Kaffee aus der Küche. Während ich mir den Kaffee einschenkte, fiel mein Blick auf den klobigen, schwarzen Holzblock mit den japanischen Intarsienarbeiten sowie die beiden Messer, die darin steckten, und als deren Halterung dieser wuchtige Block diente. Dieses Ensemble erinner­te mich immer an Katharina. Mit ihr hatte ich die intensivste Zeit meines Lebens verbracht. Wir waren furchtbar verliebt, hätten aber gegensätzlicher nicht sein können.
Sie war eines Abends bei Freudenstadt als Tramperin in mein Auto gestie­gen und wohnte anschließend fast zwei Monate lang bei mir, bis sie schließlich, nach einem sehr heftigen – und vor allem überflüssigen – Streit, genauso plötz­lich wieder aus meinem Leben verschwand.
Es war eine verrückte Zeit gewesen, damals. Beruflich war ich gerade in ein großes Projekt eingebunden, das mit sehr vielen Überstunden verbunden war und die ersten paar Tage, nachdem sie in mein Leben getreten war, kamen wir ohnehin nicht zum Schlafen. Nach einer Woche war ich in einem Zustand, der ei­nem Rausch glich. Ich hatte zu wenig Schlaf, stand permanent unter Strom, war jedoch glücklich. Während ich tagsüber in meinem Job darauf wartete, sie abends wiederzusehen, schmiß sie meinen Haushalt. Zum erstenmal war meine Wohnung sauber und gemütlich, wenn ich abends nach Hause kam – und das Essen stand meist schon auf dem Tisch.
Das hört sich nun schon fast so an wie bei einem alten Ehepaar, aber sie be­hauptete, sie wolle mir damit einfach eine Freude bereiten, damit wir die wenige Zeit, die uns gemeinsam blieb, richtig genießen können.
Am zweiten oder dritten Abend putzte sie gerade Gemüse, als ich von der Arbeit kam. »Du hast ja nicht einmal ein richtiges Messer in deiner Küche«, be­grüßte sie mich in gespielt vorwurfsvollem Ton. Meine Gedanken waren noch bei einem gravierenden Performanceproblem unserer Datenbank, daher antwortete ich nur scherzhaft: »499 999 Pizza-Express. Die schneiden die Pizza gleich vor und bringen das Abendessen vor die Haustüre.«
Katharina kam aus der Küche, blickte mich leicht vorwurfsvoll aus großen Augen an und machte einen Schmollmund. »Ich weiß, du bist Italiener«, begrüß­te sie mich anklagend »aber bist du sicher, daß du lieber eine Pizza willst, als eine Quiche?«
Liebevoll nahm ich sie in den Arm, küßte sie auf den Mund und erwiderte: »Nie im Leben. Ich bin sicher, du machst eine perfekte Quiche.«
»Dann brauche ich ein Messer«, forderte sie und wand sich aus meiner Um­armung. Wir liefen in die Küche, wo ich ihr meine Messer zeigte. Es waren kleine, scharfe Messer mit einem Plastikgriff. In dem Supermarkt, in dem ich meinen Wochenendeinkauf tätigte, bekam ich jedes Jahr eines zu Weihnachten geschenkt.
»Das sind doch keine Messer«, lachte Katharina. »Das ist Kitsch«, fügte sie noch hinzu. Schulterzuckend bot ich ihr an, bei der Zubereitung der Quiche be­hilflich zu sein, doch sie lehnte ab.
»Das Essen ist in einer halben Stunde fertig«, sagte sie und bugsierte mich sanft aus der Küche. Überflüssig zu erwähnen, daß die Quiche hervorragend war.

Zwei Tage später empfing sie mich mit »Kiiiiiiiiiiaaaaaaaaiiiiiiiiiiiiih!!!!!«, als ich die Wohnung betrat. Sie hatte sich wie ein Degenfechter hingestellt und fuchtelte wild mit einem Samuraischwert in der linken und einer Machete in der rechten Hand.
»Vor…, vorsicht«, stotterte ich erschrocken, da sie mir mit den beiden Waf­fen gefährlich nahe kam.
»DAS sind MESSER!« schrie sie.
Ich schluckte. In meinen Augen sollte dieses Werkzeug unter die SALT-Ver­träge fallen.
»Stell dich zum Kampf«, rief Katharina und warf mir das Schwert zu. Gerade noch rechtzeitig konnte ich dem fliegenden Ungetüm ausweichen; es blieb kurz in der Wand neben mir stecken, bevor es auf den Boden fiel.
»Um Himmels Willen«, herrschte ich sie an. »Hör doch mit diesem Wahn­sinn auf!«
Doch Katharina hatte sich schon in liebenswert mütterlicher Art dem armen, kleinen Messer am Boden zugewandt. Offenbar war ihm aber nichts passiert. Schließlich stand sie auf und hielt mir die beiden riesigen Messer auf ihren Hand­flächen hin.
»Jetzt hast du zwei richtige Messer«, erklärte sie.
Ich nahm das Größere der beiden. Es war etwas mehr als 50 Zentimeter lang und lag satt in der Hand. Der Knauf war aus edlem Holz gefertigt und allein das Gewicht war beeindruckend. Die Klinge selbst hatte ein metallisches Schim­mern, das sofort den Eindruck vermittelte, wertvoll zu sein. Es war nicht spiegel­blank und auch nicht matt. Es war Handwerkskunst in Metall gegossen. In der Nähe des Griffs waren japanische Zeichen eingraviert, auf der anderen Seite der Klinge stand: ‘Made in Japan’.
»Wow«, sagte ich beeindruckt. »Danke! Nun habe ich endlich ein Messer, das so heißt, wie meine Lieblingsplatte.« Ich legte die fragliche Platte auf und wir hatten hemmungslosen Sex auf dem Boden des Wohnzimmers.
***

hit any key 2 continue
-m*sh- [phun inside]

========Auszug aus Gatubo (C) -m*sh- 2005 =====================

Hinweis:Bitte keine Vervielfaeltigung, Zitate oder andere Arten der Weiterverbreitung ohne meine ausdreuckliche Zustimmung.

  1. deleted user says:

    Wahnsinnsbraut und die Quiche hat sie dann mit einem Handkantenschlag gebrochen?
    Bitte mehr davon, ich merke gerade, ich bin ein zu stilles Wässerchen. Ich schneide manchmal sogar mit dem Schweizermesser Brot, wo ich doch ein Samuraischwert haben könnte.

    • sha-mash says:

      Naja, die Quiche hat sie erst nach der zweiten Falsche Jack Daniels gebrochen 🙂
      In Wirklichkeit wollte sie ja lediglich das Gemuese fuer die Quiche schneiden.
      Aber die Messer sind klasse.
      -m*sh-

      • deleted user says:

        Zwei Flaschen Jack Daniels vor jedem Essen, das drück ich auf die Dauer nicht durch.

        • sha-mash says:

          Naja, ohne richtige Messer braucht man waehrend der Zubereitung einer Quiche schon fast 0,7 Liter. Danach noch mal was zum Verdauen und geniessen …
          Weisst Du, wenn so ein warmes Gefuehl im Darm aufsteigt; von unten. Ganz unten! Nach einem richtig guten Essen und einer Falsche Jackie … dann braucht man einfach noch einen guten Schluck, um ueberhaupt das Weiterleben ertragen zu koennen…
          :-))
          -m*sh-

          • deleted user says:

            Lass mich überlegen – Whisky hab ich ganz selten bis jetzt getrunken. Als junges Mädel mit Ginger Ale. 😉
            Gut, ich hab auch schon lange keine Quiche mehr geteilt.

          • sha-mash says:

            Naja, Whiskey wird ueberbewertet. Gutes Essen wird auch ueberbewertet. Germanys Next Top Model und der naechste gecastete Superstar werden auch ueberbewertet. Wenn Du jedoch den Letztgenannten jedoch mit einem Samuraischwert entgegentrittst…
            … dann sollte man Dich nicht unterbewerten

            -m*sh-

  2. Italiener?
    Die Frau konnte aber was, so eine Quiche ist nicht einfach und fällt leicht zusammen.
    Gute Messer in der Küche sind das non plus ultra. Ich hab leider auch keine.
    Gut!

  3. Mehr, mehr, mehr…schrie die kleine Nurel…