St. Martin

Posted: 10th November 2006 by mash in Uncategorized
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Alle Jahre wieder? Nicht wirklich – heute war es anders.


Bei uns zu Hause das uebliche Chaos … Die Kinder hatten Training im Tanzsportverein, Ela muss Arbeiten und ich hab’ mich irgendwo auf Google Erath verirrt und komm’ nicht mehr raus.

Life 2.0 oder so.

Wie praktisch jeden Abend seit T1 ihr Moped von uns geschenkt bekam, war dieses Moped keine Erleichterung fuer uns, sondern nur Stress (Anm. T1 und T2, wir nummerieren die Kinder durch – siehe Ballabend).
Dabei hatten wir mit diesem Geschenk das Gegenteil bewirken wollen. Es sollte uns die Gestaltung des Lebens erleichtern, weil wir die Kinder nicht dauernd in der Gegend herumfahren wollen und die Kinder sollten ein zusaetzliches Stueck Freiheit erhalten. Wenn man auf dem Land lebt muss man auch Nachteile in Kauf nehmen …

Aber nun isses ja kalt geworden und dieses Moped springt nicht richtig an bei Kaelte. Die Kinder fahren also zu ihren diversen Aktivitaeten und wir warten darauf, dass dann die eine oder andere von den Beiden anruft und sagt, dass sie das Moped nicht anbekommt. So auch heute. Ich also rein ins Auto und zum Tanzsportverein gefahren, wo die beiden Maedels von einer Horde Jungs belagert werden, die zwar alle eine grosse Klappe haben aber auch nicht in der Lage sind das Moped anzuschmeissen.

Okay, ich parke mit quietschenden Reifen rueckwaerts ein, und markiere einmal den grossen Macker, der weiss, wie man die Maschine anwirft und druecke jedem der beiden Maedels einen Kuss auf die Wange.

T1: “Du bist ein Schatz -m*sh-!”
T2: “Danke, ich hab Dich lieb.”
Die Jungs: [vorNeidgruenanlauf]
-m*sh-: [grinst]

So oder so aehnlich geht das – wie gesagt – schon geschlagene zwei Wochen. Auf der Rueckfahrt denke ich nur, dass es Zeit wird, dass T1 bald den Fuehrerschein macht, und der Fahrlehrer ihr zeigt, wie man das verdammte Teil anwirft. Auf mich hoert sie ja nicht, wenn ich es ihr erklaere.

Dann erreiche ich unser Dorf und stelle fest: Scheisse! St. Martins-Umzug.

Alles voller Feuerwehr und Polizei. Am Ortseingang winkt mich ein Feuerwehrmann durch. Er kennt mich – er wohnt im Haus nebenan. Dann, im Ortskern, ein Bulle, der zuerst meinen Ausweis sehen will, weil nur Anwohner durch die abgesperrte Strasse fahren duerfen.

Ich zeige ihm meinen Ausweis, er winkt mich durch, ich denke nur ‘Mist, in wenigen Minuten kommen die Maedels.’ Mein Gehirn arbeitet fieberhaft. Wenn T1 ihren Ausweis zeigt und der Bulle nicht nur auf die Strasse sondern auch auf das Geburtsdatum schaut, wird er feststellen, dass T1 noch nicht einmal sechzehn ist …
Shit!
Andererseits komme ich nun gar nicht mehr aus dem Dorf raus, weil alles abgesperrt ist.
Resigniert parke ich das Auto auf dem Gruenstreifen am Haus gegenueber, weil es sonst keine freien Parkplaetze gibt.
Etwa dreitausend Leute aus den umliegenden Gemeinden saeumen die Strassen und so wie manche Leute ihre Laternen tragen rechtfertigt dies auch die Anwesenheit der Feuerwehr.
Es ist zu kalt, um auf die Maedels zu warten – ich habe in der Eile noch nicht einmal eine Jacke angezogen. Also gehe ich ins Haus und warte dort auf die Beiden. Es ist 18:33.
Um 18:44 denke ich, dass unsere Toechter nun eigentlich eintreffen sollten.
19:00 Uhr: voellig unkonzentriert hoere ich die Nachrichten im Radio, schalte aber noch vor dem Wetter wieder aus.

19:52 (!!!)
Durch den Laerm von der Musikkapelle draussen auf der Strasse droehnt Gegacker. Es klingt vertraut. Noch bevor sich die Tuer oeffnet, bin ich mir sicher, dass es T1 und T2 sind. Puh – sie kommen nach Hause. Mir faellt ein Stein vom Herzen.

Das Gekratze des Schluessels hoere ich mir nur ungefaehr 23 Sekunden lang an, dann oeffne ich die Tuer von innen.
Vor mir stehen meine prustenden beiden Toechter. T1 haelt zwei Becher mit Gluehwein in der Hand und T2 laesst ihren Blick vom Schluessel in ihrer Rechten langsam zu mir wandern, bevor sie ebenfalls anfaengt zu Lachen.

T1: “Du haettest das Gesicht von dem Bullen sehen sollen” [Kicher]
T2: [lacht]
T1: “Der hat nur auf meine Oschis geschaut, als ich den Reissverschluss von der Jacke aufgemacht habe, um den Ausweis rauszuholen.”
T2: “T1 war ultracool – haettste echt sehen muesen.”
-m*sh-: “Echt.”
T1 und T2: [Prust]

Kopfschuettelnd schliesse ich die Tuer hinter den beiden – und grins mir eins.
T2: “Magst ‘n Schluck Gluehwein. Ist noch heiss.” Dann haelt sie mir einen Pappbecher mit Gluehwein hin. Den anderen stellt sie auf die Garderobe.

Ich nehme den Becher und rieche daran. Er ist heiss. Und es ist Gluehwein. Nicht der Kinderpunsch, den es extra fuer die Kinder gibt, der ohne Alkohol.

Gruebel. Wie gehe ich jetzt damit um?
“Wieso verkaufen die Euch richtigen Gluehwein?” will ich wissen.
T2: “Weil T1 ‘nen Perso hat”
-m*sh-: “?”
T1: “Die meisten haben erst mit 16 einen Perso. Daher schaut niemand aufs Alter, wenn es darum geht, ob du 16 bist, genuegt es einen Perso vorzuzeigen, dann darfst du alles.”

-m*sh-: “Aha, Trick sechzehn.”
T1 und T2: [Gacker]

-m*sh- zu T1: “Und du mimst hier jetzt den Dealer fuer Deine Schwester oder was?”
T2 [theatralisch]: “Das ist echte Liebe unter Schwestern.”
Diese Aussage unterstreicht sie noch mit einem Kuss auf die Wange ihrer Schwester.

Wenn die sich beruhigt haben, muss ich, glaub’ ich mal, aehem, ein ernstes Woertchen mit den beiden reden. Nur weil man ein paar Dinge etwas lockerer sieht, ist das noch lange kein Freibrief fuer alles … oder?

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-m*sh- [reality inside]