Statement aus dem Epo-Zentrum
Das ist der Versuch, eines kurzen Statement meinerseits zu diesem Thema. Eigentlich wollte ich nichts zum Thema Doping schreiben. Das tun schon genug Medien und Blogger und meist werden hierzu auch eigens noch Diskussionsforen eingerichtet. Nichtsdestotrotz habe ich eine ziemlich dedizierte und fundierte Meinung zu dem Thema und habe auch in einigen Foren und Blogs mit meinen Kommentaren zu dem Thema nicht gespart. Mehrfach wurde ich nun gebeten, dies umfassender zu Erläutern. Doch fehlt mir leider die Zeit hier sportmedizinisch ins Detail zu gehen. Heutzutage gibt es wesentlich mehr und bessere Informationsmoeglichkeiten – sowohl online als auch in Buchform. Marathon ist beinahe schon zum Breitensport geworden und Literatur und Trainingsplaene zu allen Formen von Ausdauersportarten gibt es zu Hauf.
Des weiteren ist das Grundproblem nicht die physisch-medizinische Seite, sondern die Geldmaschine.
+ Die Leistungen, die Rad- (und andere) Sportler erbringen muessen, sind grossteils ohne Doping nicht machbar.
+ Doping kostet Geld und das zahlt mit Sicherheit nicht der Sportler aus eigener Tasche.
+ Aufgrund des Risikos der gesundheitlichen Nebenwirkungen und falschen Trainings/Übertrainings muss der Hochleistungssportler ohnehin vollständig medizinisch überwacht werden und die Ärzte müssen Kenntnis von den eingenommenen Medikamenten haben (alles andere wäre noch viel verantwortungsloser!)
+ Liste lässt sich beliebig Fortsetzen
Ich habe früher Leistungssport gemacht und auch heute noch gehoeren stundenlange Jogs oder Bergetappen (Schaui/Feldberg) mit dem Fahrrad oder zu Fuss zu meiner “Freizeitbeschäftigung”. Ich habe mich naturgemaess auch mit Sportphysiognomie und -Ernährung beschäftigt – und denke, die physischen Grenzen zu kennen (auch heute noch besuche ich hin und wieder entsprechende Seminare und lese Buecher zu diesen Themen – so dass ich auf dem aktuellen Stand bin).
Die Leistungen bei der Tour de France sind absolut unglaublich – heute. Ich bin jedoch sicher, dass es diesem und anderen Events keinen Abbruch tun wuerde, wenn die Bergetappen reduziert wuerden, so dass die Leistung grundsätzlich auch ohne Doping erbracht werden kann.
Wenn ich mir die Bilder im Fernsehen anschaue – was ich nur selten tue -, dann kommt die echte Leistung ohnehin kaum rueber. Daher wuerde ich behaupten wollen, dass >95% der Zuschauer nichts anderes ‘sehen’ wuerden, wenn man die Tour entschaerfen wuerde.
Es gibt keine Rekorde auf so einer Strecke. Die Tour, die Etappen und die Bedingungen sind jedes Jahr anders (Wind, Wetter etc.) – das muss man sich klar machen.
Das gilt auch fuer Marathon, Ironman und aehnliches. Man kann vielleicht den Berlin Marathon 2006 mit dem Berlin-Marathon 2005 vergleichen, aber sicher nicht mit dem in Mexico City (auf ueber 2000 m H.).
Die Schuld liegt also IMHO bei den Veranstaltern – die sensationsheischend die Preise fuer Werbung und Sponsopring hochtreiben wollen – auf Kosten der Gesundheit der Athleten.
Aber man muss sich klarmachen, dass im bezahlten Sport natuerlich alles ein Teil des Business ist.
Daher gibt es natuerlich kein Patentrezept gegen das Doping. Denn man muss die gesamten Strukturen aufbrechen. Nichtsdestotrotz wird es auch kuenftig (selbst wenn sich die Rahmenbedingungen aendern) immer Leute geben, die dopen, weil sie glauben, dass sie dann alle anderen schlagen.
Allerdings muss eben der Zugang zu dem Medikamenten und den Moeglichkeiten (Eigenblutdoping) erschwert und nicht auf jeder Ebene gefoerdert werden.
Darueber hinaus muss man sich Gedanken machen, wie umfassend und weitgehend Kontrollen sein muessen und duerfen, ohne dass die Athleten saemtliche Persoenlichkeitsrechte aufgeben.
Wenn der Sportverband das Recht hätte, bei jedem aktiven Sportler zu einem beliebigen Zeitpunkt eine Hausdurchsuchung durchzuführen, dann wären die Athleten den Gladiatoren in Rom de facto gleichgestellt in ihren Bürgerrechten.
Würden die Unternehmen den Verbandssport und die Jugendarbeit besser fördern mit dem vielen Geld, das bislang dubiose Ärzte und einzelne Spitzensportler eingesackt haben, könnte unter Umständen auch die Allgemeinheit davon profitieren (bessere Sportanlagen, mehr Unterstützung für Kinder aus armen und bildungsfernen Schichten …)
Und jetzt sind wir an dem Punkt, der ein grundsaetzliches Problem heutzutage darstellt – sowohl in Politik als auch Wirtschaft: Das kurzfristige Denken.
Wenn wir schon wenig (zu wenig?) Kinder haben, sollten wir vielleicht dafuer sorgen, dass sie gute Bildung bekommen, gesund und kreativ sind. Wie war das? Wir brauchen mehr Fachingenieure in Deutschland? Stattdessen riskieren wir, eine Generation heranzuziehen, die sich unmotiviert berieseln laesst … (zugegeben, das ist nun sehr überspitzt).
Nein das Problem ist das Sponsoring. Es ist ja nicht die Politik, die dafür sorgt, dass Millionensummen an Sportler gezahlt werden.
Meine Forderung ist schon seit vielen Jahren, dass Fussballvereine und andere Sportverbaende so viel Geld fuer (einige wenige) Profis ausgeben duerfen, wie sie auch in die Jugendarbeit stecken. Wenn sie also ihren zwanzig Profis insgesamt 20 Mio. pro Jahr bezahlen, muessen auch 20 Mio. in die Jugendarbeit gesteckt werden. So einfach ist das. Sicherlich wuerde das die Gehaelter der Profis druecken, aber die sollten das verschmerzen koennen.
Die grossen Sponsoren muessten ein wenig umdenken. Statt eines Multiplikators (=Athlet) für eine breite Zielgruppe hat man zigtusende Multiplikatoren (=Schüler, Jugensportler …)
Doch zurück zum Sport und den Bekenntnissen der Sportler. Ist euch schon einmal aufgefallen, dass alles, was diese ganzen Leute zugeben länger her ist als zehn Jahre? Es ist verjährt!
Strafrechtlich.
Jan Ullrich hat die Tour im Sommer 1997 gewonnen. Das ist jetzt noch keine zehn Jahre her. Er KANN sich jetzt noch nicht zum Doping bekennen.
Ein letztes Wort zu den Krokodilstränen: Der Olympiaarzt Dr. Huber ist ja mittlerweile auch geständig, den Nachwuchs gedopt zu haben.
Ich selbst kenne einige Sportler persoenlich, die an dem Punkt aufhörten, als von ihnen Doping verlangt wurde.
Wer bislang glaubte, Sport wäre ein sauberes Geschäft war hochgradig naiv.
Alle haben es gewusst ausser denen, die es nicht wissen wollten.
So, und wer jetzt noch Lust hat auf Sport laedt sich ein paar Trainingsplaene aus dem Netz und laeuft im Herbst einen Marathon. Ich verspreche Dir es wird hart, aber es wird Dein schoenster und längster Sommer. Das Training, der Lauf und das Ankommen.
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-m*sh- [sarkasmus inside]
Das sind ja ganz erfreuliche neue Töne aus dem Epozentrum, dem Epizentrum des deutschen Dopings.
Ich habe zu dem Thema eine Meinung von der ich glaube, dass sie ziemlich fundiert ist.
Leider habe ich einen Punkt vernachlaessigt: Dass die Reue zumindest fuer mich, nach wie vor geheuchelt erscheint. vielleicht wurde der unwissende Zuschauer belogen – aber sicherlich nicht die Nachwuchstalente und ambitionierten Hobbysportler, die sich die Werbeträger als Zielgruppe ausgesucht hatten.
Das Pfeifen der Spatzen von den Dächern war nicht zu überhoren.
-m*sh-
Da kann ich nur beipflichten- wir hatten das Thema ja schon.
An einer gewissen Grenze gibt es nunmal kein darüber hinaus. Wo wird denn heute nicht gedopt, fit gespritzt oder in sonstiger Form manipuliert?
Wer da heute noch aus allen Wolken fällt, der hat wohl die letzten Jahre verschlafen!
Beim 100m-Lauf kann ich es ja noch verstehen. Es gibt gültige Rekordmarken, die natürlich immer weiter verschoben werden müssen. Aber bei diesen ganzen Wahnsinnssportarten ist das Unfug.
-m*sh-