Keine Chance …

Posted: 27th June 2007 by mash in allgemein, Uniklinik
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… hatte ich exakt heute vor einem Jahr, als Radfahrer auf einem Radweg.

Immer wieder haben mich Leute gefragt, was denn das für ein Unfall war, der mich damals meine koerperliche Unversehrtheit und auch gleich noch den Job gekostet hat. Nun hier mal ein paar Bilder von der Unfallsituation.

Zur Erläuterung: der Weg (den ich zur Arbeit immer mit dem Fahrrad fuhr) ist ein Radweg, der an Feldern entlangführt. Die ersten vier Häuser liegen noch ausserhalb des nächsten Dorfes auf den Feldern. Die Anwohner dort müssen einen Teil des Radweges mitbenutzen, um auf die Strasse zu kommen. Dass sie hierbei natuerlich besondere Vorsicht walten lassen sollten ist klar…

Noch 150 m

Im Gegensatz zur hier nachgestellten Situation hatte ich am frühen Morgen auf dem Weg zur Arbeit, die Sonne im Rücken …

… und konnte nicht erkennen ob jemand in dem Wagen sitzt.

Mit etwas mehr als 16 m/sec (45 km/h) nähere ich mich auf dem Radweg dem schwarzen SUV, der dann eine Sekunde später – ohne dass die Fahrerin nach rechts geschaut hätte – anfährt.

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-m*sh-

  1. …wird wieder lebendig diese Situation…
    kommst du inzwischen bsser klar?

    • sha-mash says:

      Kommt drauf an, was man unter ‘besser klar kommen’ versteht.
      Mit der linken Hand muss ich wohl noch geduldig sein, die wurde ja erst letzte Woche noch mal operiert. Aber ich kann halt nicht zupacken, was bei vielen Tätigkeiten eine Einschränkung ist. Die Schulter rechts ist komplett vermurkst. Dauerschmerz und gravierende Einschränkungen in der Mobilität …
      Klar, man gewöhnt sich dran, aber es fällt schwer, diese Einschränkungen langfristig zu akzeptieren.
      Meinen Boris-Becker-Aufschlag beim Tennis kann ich mir abschminken.
      -m*sh-

      • …wer will denn schon mit Boris spielen!
        Die Einschränkung ist schon doof genug, aber die Schmerzen machen einen mürbe, oder?

        • sha-mash says:

          Ich will nicht mit Boris Becker spielen. Aber mein Aufschlag war bislang meine stärkste Waffe – beim Tennis.

          In Wirklichkeit machen mich die Ärzte mürbe. Und die Versicherungen, die Berufsgenossenschaft, die Anwälte …

          -m*sh-

          • Oh Sch… ja dieser Papierkrieg, die Quacksalber, die aller besser wissen wollen und eigentlich keine Ahnung haben, diese Bürokratie und dann diese Ungerechtigkeit!!!

            grrr…am besten gehtst du meditieren und ich mache Tai Chi…

            vielleicht geht es uns dann ein klein wenig besser!

  2. Frieling says:

    Die Unaufmerksamkeit eines Einzelnen verändert das Leben eines anderen Menschen, das ist schon ein unglaubliches Phänomen. Ich wünsche Dir, dass Du von den Wunderärzten, in deren Händen Du bist, halbwegs wieder hergestellt wirst und wenigstens auf materiellem Wege halbwegs entschädigt wirst.

    • sha-mash says:

      Nicht dass ich viel Vertrauen in die Ärzte hätte… obwohl einige meiner besten Freunde Ärzte sind.
      Und das mit der Entschädigung ist auch so eine Sache. Erst wenn die Behandlung als vollständig abgeschlossen gilt, wird Bilanz gezogen und der mir verbleibende Schaden bewertet und als Bemessungsgrundlage genommen.

      Das kann jedoch noch dauern. Bis dahin kann ich nur froh sein, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen zu haben, die sich in diesem Fall als einzige Institution bislang, problemlos und kulant gab.

      -m*sh-

      • Frieling says:

        Vor langen Jahren wurde ich mal von einem betrunkenen Arzt (!) vollkommen zusammen geschrotet. Das Schmerzensgeld betrug 600 DM, meine Füße (diverse zerrissene Bänder) schmerzen heute noch beim Laufen und Wetterwechsel.

        • sha-mash says:

          Tja, was das Schmerzensgeld angeht: wir leben nicht in den USA.
          Das hat mir mein Anwalt auch schon schonend beigebracht.
          -m*sh-

          • Ich kenne diese Bilder ja bereis. Rupis Worte:
            “Die Unaufmerksamkeit eines Einzelnen verändert das Leben eines anderen Menschen, das ist schon ein unglaubliches Phänomen.”
            Ich hab es ja mit dem Unfall meines Sohnes selbst erlebt. Die vielen Gedanken die daran hängen. Die Schmerzen natürlich.
            Das Leben ist wertvoll, mein Lieber, auch Du hast Glück gehabt!

          • sha-mash says:

            Tja, viele sagen, ich habe Glueck gehabt. Doch auch jetzt noch – ein Jahr danach – sehe ich es eher so, dass ich Pech gehabt habe.
            Vielleicht hätte ich auf meine Mutter hören sollen…
            -m*sh-

          • Was hat sie denn gesagt, deine Mutter?
            (“Junge, mach dir Katzenaugen an die Speichen, damit dich jeder sieht?!”)

          • sha-mash says:

            Vielleicht hätte ich auf meine Mutter hören sollen…

            Was hat sie denn gesagt, deine Mutter?

            Weiss nicht, hab’ ja nicht zugehört …
            -m*sh-

          • Siehste, Kardinalsfehler!°

  3. deleted user says:

    Wahnsinn!

    Gedankenlosigkeit ist mir vor zwei Tagen passiert, als eine erwachsene junge Frau mit Kopfhörern die Straße überquerte. Sie schaute allerdings nicht nach links, sondern nur nach rechts und stapfte drauflos. Bremsen, hupen nützte wenig, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Allerdings als sie fast zur Kühlerfigur wurde, zeigte sie mir dann den Vogel und wurde fast von einem entgegenkommenden Auto überfahren.

    • sha-mash says:

      Als ich meinen ersten Walkman hatte, wollte ich den auch nicht mehr absetzen.
      Aber im Strassenverkehr finde ich MP3-Player etc. ziemlich grenzwertig.
      Auf meinem täglichen Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad hatte ich fast täglich Beinahe-Zusammenstösse mit anderen Radlern, die einen Knopf im Ohr hatten …
      -m*sh-

  4. Trithemius says:

    Mein Lieber, erst jetzt enthüllt sich mir, wie tragisch die ganze Geschichte ist. Deine Fotostrecke ist berührend, wenn ich mir vorstelle, dass du zum Unfallort zurückgekehrt bist, wie um eine traumatische Erfahrung zu bewältigen.
    Von Herzen wünsche ich dir, dass du die Unfallfolgen in jeglicher Hinsicht überwindest und langfristig gestärkt aus allem hervorgehst.

    Freundliche Grüße
    Jules

    • sha-mash says:

      Danke. Ich habe die Bilder gemacht als ich Ende letzten Sommer dorthin zurückging um mein Fahrrad abzuholen (das die Unfallverursacherin reparieren liess und bei sich untergestellt hatte).
      Mit dem Ort verbinde ich eigentlich keine traumatische Erfahrung. Das traumatische an der Geschichte findet auf einer anderen Ebene statt. Doch das würde zu weit führen, dies hier zu erläutern.
      -m*sh-

  5. Frau_Melle says:

    Wie geht die Fahrerin damit um? Kennst Du sie?
    (womit ich jetzt nicht Deinen Anteil des Dir zustehendes Mit-Leides schmälern möchte – ich hoffe einfach, dass “die anderen” aus ihren Fehlern lernen. Das läßt mich dann immer wieder ein wenig optimistischer durch die Welt gehen!)

    • sha-mash says:

      Ich weiss nicht, wie die Frau damit umgeht. Es tat ihr aufrichtig leid, damals – direkt nach dem Unfall. Sie hat selbst eine ähnliche Schulterverletzung unter der sie dauerhaft leidet. Allerdings war ich nur einmal bei ihr, als ich mein Fahrrad abholte (und diese Bilder gemacht habe). Ich habe mich in ihrer Gegenwart sehr unwohl gefühlt, und obwohl sie mich komplett zutextete und Kaffee und Kuchen anbot, habe ich dann alles ausgeschlagen und mich ziemlich schnell verabschiedet.
      Meiner Einschätzung nach hat diese Frau zu viele andere Probleme, um aus ihren Fehlern zu lernen.
      -m*sh-

  6. ingalaxis says:

    Furchtbar. Dass der Bruchteil einer Sekunde alles verändern kann… ich darf da gar nicht allzu oft drüber nachdenken.

    Allein als mir gestern Mittag auf dem Motorrad ein Vogel gegen den Helm geflogen ist (von wegen “die weichen schon aus”) und mich fast gen Erdboden befördert hatte ist mir das mal wieder klar geworden… vom ganzen menschlichen Fehlverhalten mal abgesehen 🙁

    Ich drücke dir jedenfalls die Daumen, dass Heilung & Behördenkrams so schnell wie möglich über die Bühne gehen!

    • sha-mash says:

      Oops. das mit dem Vogel gegen den Helm ist mir auch schon mal passiert. Das kann ganz schoen fies sein. Nur gut, wenn man da nicht gerade im allerdichtesten Verkehr unterwegs ist.
      -m*sh-

      • ingalaxis says:

        … und dass der Vogel zum Glück keine Krähe war, sondern nur was kleines, und auch nicht frontal dagegen ist… dann hätte ich schreckhaftes Ding wohl keine große Chance auf “fröhlich weiterfahren” mehr gehabt…

      • deleted user says:

        Scheint wirklich öfter vorzukommmen. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis vor rund 30 Jahren. Ich fuhr mit meinem Krad durch die laue Sommernacht mit offenem Visier. Plötzlich gab es einen Schlag und ich hatte das Gesicht voll Federn. Glücklicher Weise schlug der Vogel zwischen Visier und Helm ein. Ein paar Zentimeter tiefer hätte ich wohl einigen Scahden davon getragen.

        • sha-mash says:

          Mit offenem visir fahre ich nicht mehr, seit einmal ein unachtsamer Autofahrer vor mir seine Zigarette durchs Fenster entsorgte. Die flog mir prompt in den Helm – ist aber ausser einem kurzen Panikgefühl und einem Brandfleck an der Schlaefe nichts weiter passiert.
          -m*sh-