Wissen ist Hoffnung

Posted: 2nd July 2007 by mash in allgemein
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Fürwahr! Hätte man die mechanischen Werke mit den blossen Händen ohne die Kraft und Hülfe von Werkzeugen begonnen, wie man ohne Bedenken die geistigen Werke beinahe mit den blossen Kräften des Geistes unternommen hat, so würde man nur Geringes haben in Bewegung setzen und überwinden können, wenn auch Alle sich angestrengt und ihre Kräfte vereinigt hätten.
[Bacon: Große Erneuerung der Wissenschaften. (vgl. Bacon-Organon, S. 75)]

Wie Recht Francis Bacon mit dieser vor knapp 400 Jahren getätigen Aussage hatte, weiss wohl erst die jetzige Generation zu schätzen.

vor ca. 250.000 Jahren Die ersten ernstzunehmenden Vertreter der Hominiden treten auf.
vor ca. 50.000 Jahren Die ersten Artefakte von Hominiden und Höhlenmalereien
vor ca. 10.000 Jahren Die ersten Hochkulturen entwickeln sich
vor ca. 4.000 Jahren Die ersten Weltreiche, weltweiter Handel
Die Globalisierung beginnt

Auch wenn das finstere Mittelalter kalt, lang und dunkel war so hat es (mehr oder weniger) erst mit der industriellen Revolution, also der Weiterentwicklung der Werkzeuge (die mit der geistigen Aufklärung einherging) auch einen grossen Fortschritt bezüglich des Wissens gegeben. Methodische Wissenschaft, die den Konstruktivismus förderte brachte uns zu völlig neuen Einsichten bezüglich der uns umgebenden Welt.
Damit meine ich jetzt nicht die Mär von der Erde und der Scheibe. Nur wenige Generationen, in sehr wenigen uns bekannten Kulturen, waren diesem Mythos verfallen, den der moderne Mensch in typischer Überheblichkeit zum eigenen Ruhm erfunden hat.

Früher waren es also die mechanisch-physikalischen Hilfsmittel, derer sich der Mensch bediente, um sich zu entwickeln. Die geistigen Leistungen in den letzten paar tausend Jahren wurden nahezu vollständig ohne Hilfsmittel vollbracht. Erst seit etwas mehr als 50 Jahren stehen dem Menschen auch auf dem geistigen Gebiet der Wissenschaft Computer zur Verfügung und erst in den letzten zwanzig Jahren sind Computer flächendeckend verfügbar und erschwinglich, so dass sich ein Student oder Wissenschaftler ihrer bedienen kann, um auf seinem Forschungsgebiet Neues zu vollbringen oder gar entdecken.

Die Wissenschaften haben sich in den letzten hundert Jahren stark gewandelt. Einstein und Planck haben das Weltbild der Physik (und vermutlich fast aller Menschen auf der Erde) entscheidend geprägt – aber auch unsere Welt. Denn ohne ein substantielles Verständnis der Quantenphysik sind Prozessoren, und Microchips nicht zu fertigen.

Die Wissenschaften haben aber auch Ende des letzten Jahrhunderts gelernt, dass sie nur noch weiterkommen können, wenn sie interdispziplinär Denken und Arbeiten. Es gibt keine isolierten Probleme.

In den letzten fünf Jahren wurden viele spektakuläre wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. In erster Linie weil neue Hilfsmittel zur Verfügung standen und in der Grundlagenforschung endlich experimentelle Nachweise für Modelle geführt werden konnten, die von einigen sehr klugen Köpfen schon lange vorgeschlagen worden waren.

Normalerweise bin ich aus Gründen, die ich an dieser Stelle nicht erörtern werde, ein wenig skeptisch eingestellt, was die Zukunft des Menschen angeht. Und ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die lapidar sagen, ‘den Leuten wird schon was einfallen, wie sie ihre Probleme in den Griff bekommen.’
Das wäre der falsche Weg, da man die Verantwortung abschiebt.

Doch angesichts der hier von mir aufgezeigten Entwicklung könnten die Wissenschaften – wenn die Erkenntnisse weiterhin so exponentiell zunehmen – vielleicht doch noch Auswege anbieten, bevor die Menschheit diesen Planeten ins Verderben reitet.

Dabei bin ich keineswegs der Meinung, dass man letztlich so etwas wie eine Weltformel finden kann, die alles erklärt – oder das kleinste Teilchen, aus dem alle Materie aufgebaut ist. So etwas gibt es IMHO nicht. Aber wenn der Mensch eines Tages anfangen würde, seine Umwelt in den richtigen Zusammenhängen zu sehen und diese auch zu verstehen, könnte man vielleicht einige Probleme systematischer, strukturierter und mit gemeinsamen Kräften angehen.
Da wir allerdings viele Zusammenhänge weder verstehen noch steuern können, halte ich blinden Aktionismus für hochgradig gefährlich. Dazu zählt für mich auch schon der Anbau von genmanipuliertem Getreide, mit dem wir unserer Umwelt sicherlich mehr Schaden zufügen, als wir jemals Nutzen daraus ziehen werden. Doch so hat der Mensch ja schon immer gehandelt.

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-m*sh-

  1. …ja, so hat der Mensch schon immer gehandelt und ich denke es wird sich leider nichts daran ändern. Traurige Wahrheit. Wobei uns die Auswirkungen vermutlich gar nicht mehr so arg treffen werden. Vielmehr sind es unsere Kinder, die unter unseren Fehlern zu leiden haben!

  2. Moin mash,
    am schlimmsten finde ich eigentlich, das manche sehr ignorant mit ihrer Verantwortung der Umwelt gegenüber umgehen. Wenn man allein betrachtet, wie viele Giftstoffe täglich von der Industrie in Meer und Boden gepumpt werden, es ist wirklich eine Schande.
    Natürlich werden wir all das nicht mehr erleben, aber ich glaube kaum, das Mutter Erde dem allen auf Dauer stand halten kann.

  3. Trithemius says:

    Kleiner Einwand: Die geistige Revolution begann nicht erst mit der industriellen Revolution, sondern um 1440 mit Gutenberg. Die Verbreitung der Schrift brachte die Neuzeit.

    Lese ich da bei dir Hoffnung, dass die Wissenschaft unsere drängenden Probleme lösen könnte? Dann müsste der Mensch sich aber einsichtiger zeigen als bisher und die Erkenntnisse anders anwenden. Da allerdings zeigt sich tatsächlich ein Schimmer am Horizont, ein leiser Wandel in der Grundhaltung.