Zweiter Arbeitstag – White Paper
Dienstag, 2. Oktober
Es war verdammt hart, aber ich hatte es geschafft. Zwar nicht pünktlich, aber immerhin noch deutlich vor zehn Uhr, betrat ich am zweiten Arbeitstag die Kenzer Fruchtgummiwerke. Schon auf dem Weg zu meinem Kabuff wurde ich im Flur zur Treppe aufgehalten.
“Herr Pediwel wünscht sie dringend zu sprechen”, flötete Frau Uhlmann mit einem seltsamen Unterton.
“Später”, nuschelte ich und versuchte, mich an ihr vorbeizudrängen.
“Herr -m*sh- polterte es im gleichen Moment hinter mir los. Es war unverkennbar die Stimme von Pediwel.
“Das Sekretariat benötigt Papier. Weisses Druckerpapier”, plapperte er weiter. “Sie sollten sich heute als allererstes mit unserer Materialwirtschaft beschäftigen und für die Damen im Sekretariat weisses Druckerpapier bestellen. Möglichst günstig. Aber gute Qualität. Handeln sie Skonto raus. Mengenrabatt! Lassen Sie sich nicht über den Tisch ziehen. Kurze Lieferfristen – am besten sofort.”
!!!
Für wen hält der mich eigentlich?
Glaubt der ich bin zu blöde Papier zu besorgen?
“Sofort Sir!”, schrie ich zurueck und schlug die Hacken zusammen. Im Nachhinein war ich froh, dass mir nicht noch ein ‘Heil Hitler’ rausgerutscht ist.
Endlich in meinem Kabuff angekommen oeffnete ich meine Tasche, entnahm ihr den Laptop und die neueste iX. In meinem Job muss man regelmaessig Fachliteratur lesen, damit man auf der Höhe der Zeit bleibt.
Das Titelbild der iX wurde zur Hälfte durch eine Werbung verdeckt, was mich zunaechst ärgerte, während ich den Laptop startete und die Schlagzeilen überflog, doch dann sah ich genau das was ich brauchte:
White Paper!
Zum Gratis-Download.
Billiger kommt man nicht an Papier.
Ich lud mir also eine leere Din-A4 Seite völlig kostenfrei aus dem Internet. [STRG-P] Druck wird gestartet. Anzahl der Kopien: 5.000
Zugegeben ich musste ein paar Mal frisches Papier im Drucker nachlegen, das ich schon am Vortag hinter dem Router gefunden hatte, aber so billig würde Pediwel nie mehr an White-Paper kommen.
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-m*sh- [sarkasmus inside]
Lieber Mash,
wenn Du so weiter machst, werden die Gewerkschaften dir noch Heiratsanträge machen. Dem letzte Mohikaner (oder besser Gironimo) unter den Arbeitnehmern.
Schöne Grüße und nicht zuviel Vodka,
Pat
Heiratsantraege von der Gewerkschaft?
Vermutlich muss ich froh sein, wenn die Berufsgenossenschaft nicht meinen Arbeitsplatz kontrolliert…
-m*sh-Guuuter Mann! Ich fordere sofort eine Gehaltserhöhung in deinem Namen! *g*