Zu meinem Eintrag von heute morgen noch ein kleiner Nachtrag. Bereits im Februar 2006 begann die Diskussion um den Abschuss von entführten Passagierflugzeugen.
Im Bundesverteidigungsministerium befürwortete man ein derart groteskes Vorgehen, mit dem Argument, dass sich unter dem Einsatz modernster Nachrichtentechnik und durch entsprechende Kooperation mit anderen Staaten hinreichend viel “Klarheit” in Bezug auf die Entführer und ihre geplanten Absichten gewinnen lässt, so dass die Entscheidung zum Abschuss einer gekaperten Maschine auf Basis der vorhandenen Informationen getroffen werden kann.
Damals schrieb ich an anderer Stelle:
[…] wenn die Maschine ‘nur’ aus Nigeria, oder Uganda kommt und lediglich drei EU-Buerger an Bord sind, faellt den Verantwortlichen die Entscheidung sicherlich leichter, als wenn ein Airbus aus Stuttgart acht Schulklassen nach Berlin transportiert.
Bei solcher “Klarheit” wird mir schlecht …
Ein weiteres (wichtiges) Argument, welches nicht vergessen weren sollte, führte ich damals in diesem Zusammenhang ebenso an:
[…] Immerhin ist es in anderen Laendern sicherlich leichter ein Flugzeug bewaffnet zu besteigen und zu kapern und wenn man dann die Maschine nach Deutschland dirigiert und sich vor den Augen der ganzen Welt abschiessen lässt, verursacht man mehr medienwirksmen ‘Impact’, als wenn man eine Oelplattform vor der Westafrikanischen Kueste platt macht.
Wir machen mit. Wir drehen mit an der Spirale der Gewalt und halten die Eskalation am Leben.
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-m*sh- [sarkasmus inside]
Siehe in meinem Blog “Verlogener Peter Struck wollte auch Flugzeuge abschießen“:
“Das kurze Gedächtnis – Ex-Verteidigungsminister Struck sprach einst über Flugzeugabschüsse wie heute Jung.
Der Mann redete nicht um den Brei herum. ‘Ich muss meine Verantwortung wahrnehmen’, sagte der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt. ‘Konkret würde das bedeuten, dass ich dann den Befehl zum Abschuss geben würde, wenn alle Vorstufen wir zum Beispiel Warnung an die Entführer, Warnschuss oder Drängen zur Landung nicht ausreichen.’ Ihm sei bewusst, dass er letztlich Verantwortung trage ‘für den Tod von unschuldigen Menschen’.
So sprach der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) in einem Interview mit dem Bonner General-Anzeiger am 12. Dezember 2003.
Ginge der heutige SPD-Fraktionschef Peter Struck mit seinem Nachfolger im Amt, Franz Josef Jung (CDU), fair um, hätte er ihn in Schutz genommen und seine Parteifreunde an seine Worte von damals erinnert.
Die SPD leidet in der Großen Koalition und in der Debatte über die Luftsicherheit offenbar an kollektiven Gedächtnisschwund.”
SZ, 20.09.07, S. 5. Zur ebenso großen Verlogenheit der SPD beim Thema Mindestlohn siehe in meinem Blog “Münte pfeift im Wald am letzten Loch seiner Glaubwürdigkeit”
Die traurige Perversion unserer Demokratie. Jeder redet halt so, dass er (vermeintlich) zu kurzfristiger Anerkennung kommt.
Allerdings finde ich dieses Verhalten bei derartigen Themen mehr als grenzwertig.
-m*sh-