Der “Kindle”-Schwindel

Posted: 4th January 2008 by mash in allgemein
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Der “Kindle” – Amazons neues Flaggschiff soll dem etwas droege vor sich hinduempelnden Markt der eBook-Reader neuen Schwung verleihen. Doch das digitale Restriktionsmanagement (DRM) wird hoffentlich verhindern, dass auch nur ein Idiot diesen Müll kauft.

Gestern abend noch betrachtete ich den sehenswerten Vortrag von Steini beim 24. Chaos Communication Congress zum Thema elektronische Dokmente.

Um es kurz zu machen. Die Geräte sind (derzeit noch) eine Katastrophe – aber die Zunkunft wird toll und unser Leben sowie unsere Lesegewohnheiten umkrempeln. Ich gehöre nicht zu denen, die sich jeden elektronischen Firlefanz antun – besitze noch nicht einmal ein Handy – aber mir würde es schon gefallen, Dokumente überallhin mitnehmen zu koennen und wenn mir im Urlaub der Lesestoff ausgeht einfach ein neues Buch nachzuladen.

Als ich heute morgen aufgewacht bin, freute ich mich auf die schöne neue Welt.
Der Vortrag machte zwar klar, dass es noch Jahre dauert, bis anständige, brauchbare und benutzerfreundliche Reader zur Verfügung stehen, allerdings ist die Technik ja nur die eine Seite. Die andere Seite ist das Angebot. Um es kurz zu machen, ich wollte ein wenig das verfügbare Angebot nach meinem Geschmack durchforsten, als ich plötzlich meine Erinnerung wiederfand.

Leider ging Steini in seinem Vortrag auf den Kindle von Amazon nur am Rande einer technischen Betrachtung ein.
Da war doch was mit Amazon … warum habe ich da noch nie etwas gekauft?
Ah ja, die Geschaeftspraktiken von Amazon. Aua! Aber darauf will ich gar nicht naeher eingehen. Nur so viel:

Die Bedingungen zu denen man den Kindle kaufen kann sind absurd. Alle Bücher, die man für den Kindle erhält sind DRM-verseucht. Selbst wenn Du eines Deiner eigenen(!) Dokumente von Deiner Homepage auf Deinen Reader herunterlädtst zahlst Du Dich dumm und dämlich. Ganz davon zu schweigen, dass Du die bezahlten und gekauften Bücher mit niemandem teilen oder gar auf ein anderes Gerät transferieren kannst.
Aus der Traum, im Urlaub mal an der Poolbar mit einem anderen Hotelgast die Romane zu tauschen.
Wirklich fatal ist aber der Gedanke, dass in ein paar Jahren die Geräte anderer Anbieter attraktiver werden könnten und dann das in die gekauften eBooks investierte Geld futsch ist.

Liebe Leute, boykottiert alles was DRM hat, seien es DVDs, CDs, eBooks oder Software (Windows Vista).
Unterstützt nicht dieses faschistoide System zum Gelddrucken mit Euren sauer verdienten Kröten.
Kauft Bücher. Die kann man in zwanzig Jahren noch lesen oder einem Freund geben.

@Steini: Haette eigentlich erwartet, dass Du in Deinem Vortrag auch auf DRM eingehst.

hit any key 2 continue
-m*sh-

  1. …großartig! Noch ein Antihandybesitzer (Hand reich)! Ein Buch zum Anfassen, darinherumblättern, den Geruch neuer Seiten auf sich wirken lassen (was beim eigenen Buch einem Rauch gleichkommt) ist einfach unbeschreiblich und durch Nichts, wirklich auch durch gar nichts zu ersetzten!

    • sha-mash says:

      Was Du meinst, nennt man die Haptik des Lesens.
      Hat was. Aber die Zukunft kann uns auch einen Mehrwert bieten.
      Ich lese viel Fachliteratur. Vieles ist unnoetig auf 500 Seiten aufgeblasen, damit man auch 79 Euronen verlangen kann.
      Dabei sind in der Regel 50 Seiten echt neu und der Rest laesst sich mit wenigen Ausnahmen, auch in anderer Literatur finden.
      Der wissende Leser waere bereit fuer die 50 Seiten 10 Euro zu bezahlen und der Autor muesste sich nicht die Muehe machen, die restlichen 460 Seiten irgendwie zusammenzstammeln.
      In der Fachliteratur koennte man sich auf das Wesentliche beschraenken woit auch dem Leser gedient waere, der bereit ist weniger zu bezahlen und mehr das bekommt, was er will – ohne endlose Wiederholungen.
      In der Belletristik entfaellt der materielle Overhead. Dem Verlag kann es also egal sein – weil es ihn nichts kostet – wenn er neue unbekannte Autoren hereinnimmt. Und Online-Werbung kostet nicht wirklich viel, wenn man als Verlag bereits eine Webseite hat, wo man den Roman auch gleich runterladen kann…

      Ich denke es gibt noch mehr Vorteile, aber die derzeitige Technik und die urheberrechtlichen Rahmenbedingungen sind nicht benutzerfreundlich.

      Ach ja, und ich mag auch mehr das Haptische…
      -m*sh-

      • Oh, ja! Ich weiß schon was Du damit ausdrücken möchtest. Schon klar. Wahrlich, so hat eben alles zwei Seiten. Und das mit der “lustigen Software” erfahre ich gerade auf meiner Arbeitsstelle – nichts funktioniert mehr, was man einst für teures Geld erworben hat!
        Sprich Vista ist “Sch…!”

  2. Frieling says:

    Ich habe verschiedene E-Books in der Hand gehabt und auf Wunsch getestet. Übrig geblieben ist der E-Reader von Palm, auf dem ich schon verschiedene längere Texte gelesen habe, zuletzt Kafkas »Verwandlung«. Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Minibuch zu verwenden, es bietet sich vor allem beim Warten oder in öffentlichen Verkehrsmitteln an. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass hier grosses Potential liegt, wobei ich als Büchermensch immer noch die klassische Form des solide gefertigten Buches vorziehe.

    • sha-mash says:

      Das grundlegende Problem der meisten Reader ist die viel zu kurze Akkulaufzeit.
      Wenn ich zur Benutzung in öffentlichen Verkehrsmitteln auch noch das Ladegeraet mitschleifen muss und dann waehrend der Arbeit das Geraet wieder aufaden muss, damit ich auf dem Heimweg weiterlesen kann, dann taugt das nicht. Im besten Fall sollte es auch mal zwei wochen Urlaub durchhalten und dann auch bei sonnenlicht noch lesbar sein – letzteres ist der zweite Punkt, bei dem die Technik noch nicht ausgereift ist.
      -m*sh-

  3. Da sind wir gleich drei Nicht-Handybesitzer. Ok, ich besitze eines. Es liegt auf dem Schreibtisch, seit Monaten, und ist selbstverständlich leer.

    Viiiiele Grüße