Mittlerweile hier auf einer kleinen Kanareninsel angekomen, geht es uns den Umstaenden entsprechend recht gut. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind dank einer konstanten Brise recht angenehm und nur das Meer zickt rum (die Reiseleitung behauptet das hinge mit dem Mond zusammen… tse…so ein Bloedfug!); aber ansonsten ist eigentlich alles in bester Ordnung.
Waeeren da nicht zwei junge Polizisten in unserem Hotel, die ebenfalls Urlaub machen…

Doch von vorne: Gestern morgen komme ich nach der Fruehgymnastik in unser Hotelzimmer und will nur kurz Duschen, als ich unsere Tochter unbekleidet und breitbeinig im Bad auf dem Wannenrand sitzend vorfinde. Offensichtlich mit dem Versuch beschaeftigt sich die … aehem… Bikinizone zu rasieren, verlasse ich wie vom Blitz getroffen das Bad und melde mich ungeduscht zum Dartturnier an.
Der hierfuer zustaendige Sportanimateur betrachtet zuerst meinen linken Gipsarm, dann den rechten und erklaert mir schliesslich mit unendlichem Mitleid in der Stimme, dass er mir auch ohne Teilnahme eine Urkunde ausschreibt. “Der gute Wille ist ja immerhin erkennbar”, meint er und widmet sich wieder den andern Gaesten.

Ein ganz normaler Tag eben… Wegen massiver Sonneneinstrahlung ueber die Mittagszeit hatte ich diese Episode schon fast wieder vergessen, als Ela und ich abends nach einer kleinen Rundfahrt gegen 18:00 Uhr wieder zurueck in unserem Appartement sind.
Nach wenigen Augenblicken zitiert mich Ela ins Bad, deutet mit den Fingern auf den Rasierapparat, der auf dem Wannenrand liegt und bittet mich freundlich aber bestimmt, “koenntest du deine Toilette-Artikel nach Benutzung bitte wieder aufzuraeumen?!”
“Schaetze, den hat Tochter Nummer 2 hier liegen lassen”, murmle ich entschuldigend, verraeume aber trotzdem den Rasierer.
“Wie? Echt?” Elas Blick hat etwas unglaeubiges.
“Ja!”
“Was hat die denn vor?”
“Was wird sie wohl vorhaben, wenn sie sich die Muschi rasiert?”, antworte ich ohne Ruecksicht auf den rhetorischen Charakter ihrer Frage.

Zwei Stunden spaeter treffen wir zufaellig Tochter Nummer 2 in der Lobby des Hotels zusammen mit einer Horde anderer Teenies. Ela nimmt ihre Tochter beiseite und beginnt mit ihr ein ernsthaftes Mutter-Tochter-Gespraech in einer der entlegeneren Ecken.

Waehrenddessen studiere ich die Prospekte, die hier ausliegen und informiere mich ueber das Angebot an Freizeitaktivitaeten, an denen ich teilnehmen koennte, wenn ich nicht dermassen gehandicapped waere: Tauchen, Reiten, Tennis, Bogenschiessen, Paintball/Gotcha, Drachenfliegen, Kyte-Surfen…
Mit Traenen in den Augen schiebe ich mir den Prospekt mit den Helicopter-Fluegen in die Hosentasche. Teuer, aber wenigstens durchfuehrbar.

Eine weitere halbe Stunde spaeter – beim Abendessen – klaert mich Ela ueber das Gespraech mit ihrer Tochter auf: “Die Teenies wollen heute abend gegen elf Uhr noch in die Disco.”
“Mhm”, erwidere ich kauend.
“Hast du dazu vielleicht noch eine richtige Meinung?” Ela blickt mich scharf an – fast so scharf wie die Mojo Rojo, die man hier als Dip serviert bekommt.
“Die Kids haben doch auch Urlaub”, beginne ich zoegerlich und lege das Besteck beiseite. “Meinetwegen sollen sie in die Disco gehen und Party machen, wenn man sie ueberhaupt reinlaesst”, fuege ich noch hinzu.
“Ein paar Erwachsene werden dabei sein.” erklaert Ela und faehrt gleich fort: “Da sind zwei junge Polizisten aus Deutschland hier im Hotel, die ebenfalls Urlaub machen und versprochen haben, auf die Kids aufzupassen. Sie heissen Joachim und Daniel und haben sich mit den Teenies angefreundet.”
“Dann ist ja alles in Butter”, sage ich – denke jedoch, dass diesen Cops hier ihre Polizeimarke nicht viel nuetzen wird, wenn sie kein Wort Spanisch sprechen und die manchmal uebereifrige Guardia Civil eine Kontrolle bezueglich der Einhaltung lokaler Jugendschutzbestimmungen durchfuehrt.
Nichtsdestotrotz einigen wir uns darauf, dass Polizeibeamte als Begleitpersonen fuer Minderjaehrige einerseits einen ausreichenden Schutz darstellen und andererseits auch verantwortungsvoll genug sein duerften, um groessere Katastrophen abzuwenden.


Heute morgen dann beim Fruehstueck konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ela ein wenig nervoes ist. Spaeter zurueck im Hotelzimmer lag Tochter Nummer 2 immer noch wie tot im Bett. Wir verkruemelten uns auf den Balkon und betrachteten das Meer, die Wellen, die bunten Segel der Surfer und die Palmen, die sich im bestaendig wehenden Wind wogten. Immer mit einem halben Auge das schlafende Kind im Wohnzimmer im Blickfeld.

Ploetzlich stand unsere Tochter auf und hastete ins Bad.
“Was hat die denn gestochen?” kommentierte Ela diesen ueberstuerzten Aufbruch.
“Morgendliche Uebelkeit”, mutmasse ich und frotzele weiter: “Soll in den ersten Schwangerschaftsmonaten haeufiger vorkommen.”

Ich setzte meine unterbrochene Taetigkeit fort und betrachtete erneut das Meer, die Wellen, die bunten Segel der Surfer und die Palmen, die sich im bestaendig wehenden Wind wogten.
Schliesslich kam Tochter Nummer 2 aus dem Bad, sah uns auf dem Balkon sitzen und nahm gaehnend neben uns Platz.

“Und wie wars?”, wollte Ela wissen und konnte ihre Neugier dabei kaum verhehlen.
“Laaaangweiiilig”, gaehnte die Tochter.
?
“Tote Hose in der Disco?”, hake ich nach.
“Ziemlich tote Hose”, erklaert unsere Tochter. “In der ersten Disco war gar nichts los und in der zweiten war es noch langweiliger und Scheiss-Musik gab’s da auch.”
“Und dann?” will Ela wissen.
“Dann hat mich Joachim gefragt, ob ich nicht was zum Kiffen klarmachen koenne. Der hat wirklich gesagt: Hey, Deine Eltern haben doch bestimmt was zum Rauchen dabei.”
!
“Was hast du geantwortet?”, frage ich in scharfem Ton.
“Dass da nichts laeuft und dann bin ich zurueck ins Hotel, weil es in der Disco sooo laaaangweilig war.”
Braves Kind.

Aber erschuettert sind wir latuernich trotzdem. Schlimm genug, dass den Kids auf dem Pausenhof in der Schule Drogen zu voellig ueberteuerten Preisen angeboten werden, aber jetzt kann man offenbar seine Kinder noch nicht einmal in die Obhut der Polizei geben, ohne dass sie zum Drogenhandel angestiftet werden.

[Kein Witz – das ist wirklich so passiert!]


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-m*sh- [reality inside]

  1. Deleted says:

    Was die Zivilen wohl für Absichten hatten?!
    Wie erging es denn der in Komma versunkenen Tochter?

    Rasieren tztztz…..

    • sha-mash says:

      Das waren so Jungbullen in der Ausbildung – 19 oder max. 20 Jahre alt. die wollten Vermutlich nur ihren Spass haben.
      Tochter war nur muede – sonst nichts – zumindest nichts von dem ich wuesste 🙂
      Aber ich vertraue ihr.
      -m*sh-

  2. Aaalso…
    auf solche Aktionen bin ich ja auch schon gespannt. Gar nicht mehr lange,uah!
    Meine Hoffnung:Wir fahren ja nicht so oft in den Urlaub. Vielleicht hab ich Glück!

    PS: War das dein erster Eintrag?

    PPS: Irgendwann dringe ich auch noch zu deinen aktuellen Einträgen durch, Jahre später…