Diesem kurzen Beitrag zum Thema Unwort des Jahres muss ich zwei Dinge vorausschicken:
1.) bin ich zweisprachig aufgewachsen (englisch-deutsch)
2.) war ich waehrend der WM im Krankenhaus und habe davon 0.0=reingarnichts mitbekommen, weil ich mangels Interesse am Fussball auch keinen Fernseher im Zimmer haben wollte.


Jetzt kommt heute mittag noch vor dem zweiten Fruehstueck die Meldung, dass man (man = die Gesellschaft fuer deutsche Sprache) das Wort “Fanmeile” zum Wort des Jahres gekuert hat.
Sofort schoss mir folgende Assoziation durch den Kopf:
Fan (der Luefter, Ventilator); Aufgrund des Klimawandels werden jetzt zur heissen Jahreszeit in Elektrofachmaerkten tonnenweise Ventilatoren verkauft. Bevor man sich also zu den eigentlichen Weihnachtsgeschenken durchgekaempft hat schreitet man  die “Fanmeile” eine schier endlos lange Reihe von Ventilatoren unterschiedlichster Art ab.

Da bin ich froh, meinen gestrigen Einkaufsbummel gerade noch rechtzeitig abgebrochen zu haben.

Jetzt haben mich jedoch die Kinder waehrend des zweiten Fruehstuecks aufgeklaert. Unter einer Fanmeile versteht man eine Strasse in der sich Fans betrinken duerfen, waehrend auf Grossbildleinwaenden Sportereignisse uebertragen werden.
Ah so!
Man muss ja jetzt nicht gleich die Frage stellen, ob das zu irgendetwas gut ist (ist es nicht), doch stellt dies IMHO ein Widerspruch in sich dar, wenn Fussballer mit dem Slogan ‘Keine Macht den Drogen’ werben und dann so schlechte Leistungen abliefern, als waeren sie tatsaechlich nicht gedopt, woraufhin sich die Fans betrinken muessen um das lahme Gekicke ueberhaupt ertragen zu koennen.
‘Geteiltes Leid ist halbes Leid’, sagt ein deutsches Sprichwort, und so ertragen die Deutschen stoisch den Absturz ihrer grottenschlechten (und ueberbezahlten) Nationalkicker, waehrend der unsaeglichste Troubadour in deutschen Landen (Groehlemeyer) heisse Luft in ein Micro presst und davon singt, dass sich etwas drehen muss … der Ventilator vielleicht?

Trotz meiner ausgesprochenen Anglophilie unterstuetze ich seit vielen Jahren das SI und bin ein ueberzeugter Verfechter des metrischen Systems. Wohingegen der Terminus Meile kaum schlechter definiert sein koennte. Wie lange ist eine Meile?
Laut Wikipedia differieren die unterschiedlichen Laengen einer Meile von:
1609,3 Meter (englische Meile) bis 11.206 Meter (norwegische Meile).

Unbestaetigten Geruechten zufolge wird die FIFA jedoch noch vor der kommenden Europameisterschaft die Fanmeile genauestens festlegen. Und zwar auf 2,3 Promille.

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-m*sh- [sarkasmus inside]

  1. Frieling says:

    Das »Unwort« der Jahres 2006 ist noch nicht gekürt, der Fanatikerkilometer wurde zum »Wort des Jahres« erhoben.

  2. Trithemius says:

    Dein Urteil über die Gesellschaft für Deutsche Sprache ist ziemlich zutreffend. Liest man allerdings die Liste der Wörter und Unwörter der Jahrzehnte hat man eine kleine Dokumentzaion des Zeitgeistes. Immerhin dazu ist die jährliche Wortwahl gut.

    Dein Text gefällt mir gut. Er hat Witz.

    • sha-mash says:

      Das mit dem Zeitgeist stimmt. Es werden Vorgaenge und gesellschaftliche Prozesse festgehalten, die schon laengst wieder aus den Koepfen verschwunden sind. Andere haben sich etabliert und und oftmals eine neue Bedeutung gewonnen.
      Schoen wenn Dir mein Text gefaellt.
      Hatte eigentlich mit mehr Gegenwind gerechnet, da auch unter den von mir sehr geschaetzten Bloggern einige Fussballfans sind.
      -m*sh-

  3. deleted user says:

    Es ist mir reltaiv schnurz-pieps-egal
    wie man die Örtlichkeit nun genau nennen mag.

    Jedenfalls war es für mich als
    Fußballfanin ( Fanin – man möge mir den Ausdruck verzeihen – lach )
    ein schönes Ereignis und es waren wahrlich nur wenige mit einem nicht akzeptablen Alkoholspiegel unterwegs.

    Verweise auf eine Aussage von dir….
    Zitat:
    Was wissen wir tatsaechlich und was glauben wir nur zu wissen?

    Ich war dabei…*zwinker*