Die Fastenzeit hat begonnen. Niemand kann sich dem entziehen. In der Bäckerei lacht mich das “Pfunds-Kur-Brot” an und in der U-Bahn wirbt die AOK mit dem “AOK-Fett-Check”. Doch diese saisonbedingten Werbeaktionen bleiben wohl nicht nur bei mir im mentalen Spamfilter hängen und werden kaum noch ernsthaft wahrgenommen.

Im Zuge der drohenden Klimakatastrophe und dem Vorstoß der Australier, die Glühbirne abzuschaffen, brechen nun aber auch neue Konzepte über den Bürger herein: Das Energie-Fasten! 

o ruft Kardinal Lehmann zum “Auto-Fasten” auf und fordert vom deutschen Michel (und seiner Frau Michaela), vier Wochen lang auf das Auto zu verzichten.

Wie man aus den Diskussionen der vergangenen Wochen gelernt hat, tun sich die Politiker hierzulande nach wie vor schwer, wenn es darum geht, des Deutschen liebstes Kind, die heilige Kuh des Individualverkehrs, auf dem harten Prüfstein der Ökologie zu sezieren.

Der Hinweis von Renate Künast, dass – wenn überhaupt – nur japanische Autos mit Hybridantrieb ökologisch vertretbar sind, führte jedoch mitnichten zu einer entsprechenden Forderung an die deutschen Automobilbauer, ebenfalls solche Techniken anzubieten, sondern lediglich zu einer virtuellen Lynchjustiz der Grünen-Fraktionschefin im Blätterwald und in Internet-Foren.

Die Frage, ob frische Luft in Deutschland wichtiger ist als Arbeitsplätze, muß daher ‘per se’ schon als ketzerisch und somit nicht beantwortbar eingestuft werden. Daher nimmt es mich nicht Wunder, dass der Aufruf von Kardinal Lehmann fast ungehört verhallt. Und das obwohl die Idee an sich – wenn auch für die meisten von uns kaum durchführbar – nicht wirklich schlecht ist. Doch genau das ist das Kreuz mit dem Kreuz – ähem, also mit der Kirche: die Lösungen sind nicht praktikabel!

Anstatt sich per Kondom vor AIDS zu schützen, schlägt der Vatikan vor, Enthaltsamkeit zu üben. Funktioniert zwar – ist aber nicht praktikabel.

Doch Kardinal Lehmann ist nicht der einzige, der ein Energie-Fasten vorschlägt. Denis Bystrov und Michael Taylor haben auf ihrer Website Shutdown-Day (http://www.shutdownday.org/) einen Aufruf gestartet, am 24. März alle Computer ausgeschaltet zu lassen. Doch den beiden Initiatoren geht es hierbei weniger um den Energiespareffekt, als um die Frage “können die Netzbürger überhaupt noch ohne Computer leben?”

Und wenn der Lehmann jetzt vorschlägt, dass man einfach wieder wie früher bei den Mönchen alles von Hand abschreibt, dann muss ich ihm leider sagen, dass wir nach wie vor unter den Folgen, der vielen Übersetzungsfehler und Geschichtsfälschungen zu leiden haben, die sein Verein in den letzten zweitausend Jahren auf diese Weise produziert hat.

Welches Chaos uns eines Tages allerdings “Copy & Paste” noch bescheren werden lassen wir an dieser Stelle vorsichtshalber mal offen.

Nichtsdestotrotz sind wir gespannt, mit welchen Ideen zum e-Fasten wir in den nächsten Wochen noch beglückt werden. Vielleicht fordert bald der Verband deutscher Trachtenkapellen einen Verzicht auf Rockmusik und stromverstärkte Gitarren; oder Hersteller von Landkarten den Verzicht aufs GPS?

Möglichkeiten gibt es viele und meine Frau freut sich schon auf den Shutdown-Day am 24. März – bei Ihr auf der Intensivstation der Uniklinik wollen alle mitmachen.


-m*sh-

  1. deleted user says:

    Ich hab gelacht! Sehr gut m*sh!

    Ich überlege mich nicht mehr übermäßig schweißtreibend anzustrengen, damit es in meinem Umfeld nicht mehr zu einem Temperaturanstieg kommen kann. Jesus Maria, apropos schwitzen, dann das auch nicht mehr. Na gut, wir kasteien uns eben. Amen!

  2. Frieling says:

    Dieser Hinterwäldler Lehmann löst bei mir nur Brechreiz aus!

  3. Hey, ich bin ein braves Mädchen!
    Faste immer nach 17:00 Uhr – das muss doch wohl reichen!