Okay, es war ja schon bei der ersten OP am 4.7.2006 ziemlich seltsam als ich aus der Narkose aufgewacht bin. Nein, nicht was Ihr denkt. Klar, hat man da noch einen ziemlichen Ballen im Gesicht und der Hirnschwurbel ist latuernich auf die ganzen Medis zurueckzufuehren, die einem in so einer mehrstuendigen Aktion durch die Venen gejagt werden … Doch die Schmerzen waren schon ausserirdisch.

Das waren sie wirklich.

Klar, Ihr lest das jetzt und denkt, ‘hmm der Typ jammert halt – ist doch logisch, dass es direkt nach der OP weh tut’. Und genau das gleiche haben sich die Schwestern und Pfleger auch gedacht.

Ich lieg also da und werde nicht wirklich ernst genommen. Dabei habe ich das Gefuehl, dass mir die linke Hand gleich abfaellt. Die Hand war so dick, dass sogar der Gips geschwollen war – ohne Witz.

Die Fingerspitzen, die unter dem Gipsverband herausschauten waren blau angelaufen. Sauerstoffsaettigung in der Peripherie gleich Null.

So gut es eben geht versuche ich mich verstaendlich zu machen und erklaere den Pflegern, dass das am besten alles noch mal neu gemacht werden muss. Mein linker Arm ist abgebunden, als sollte er amputiert werden. Shit.

Statt dessen gibt man mir ein wenig Dormicum und stellt den Traeufler am Fussende mit den schmerzstillenden Mitteln auf ein paar zusaetzliche Umdrehungen ein. Shit.

Sieht denn das niemand? Ich werde gleich verrueckt.

Das Dormicum haelt mich davon ab den Pflegern an den Hals zu springen, aber die Schmerzen werden nicht besser.

Zwei Stunden spaeter auf Station versuche ich erneut die Aufmerksamkeit auf mein Dilemma zu lenken. Leider ohne Erfolg. Station Strohmeier gehoert zur Orthopaedie und die Aerzte dort sind nur fuer meine frisch zusammengebastelte Schulter zustaendig, die zwar ebenso hoellisch schmerzt, allerdings keinen konkreten Anlass zum Wehklagen hergibt.
“Bald kommt jemand von der Handsprechstunde“, heisst es lapidar.

Meine Fingerspitzen sind rabenschwarz. Die Schmerzen (auf einer Skala von eins bis zehn) kurz vor dem Anschlag. Der Arm ist komplett abgebunden. Der Gips ist noch weiter angeschwollen.

Zum Glueck arbeitet Ela heute Nacht drueben in der Kinderklinik – das ist nur ein paar Strassen weiter. Da ich sowieso nicht schlafen kann lauf ich die paar hundert Meter rueber und ueberrasche Ela und KollegInnen mit meiner Anwesenheit. Intensivpflege ist eben was feines, ich bekomme frischen Kaffee und troeste mich mit einer Zigarette.
Den Luxus haette ich gerne mal auf Station Strohmeier gehabt.

Zum Fruehstueck bin ich wieder zurueck. A propos Fruehstueck. Haette mir wirklich heute Nacht von Ela ein Care-Paket machen lassen sollen, wo ich sowieso schon mal dort war und eine Kanne Kaffee mitnehmen. Die Bruehe auf Strohmeier hat die Konsistenz von “gebr. Siena” aus dem Wasserfarbkasten und schmeckt auch so.

Gegen drei Uhr Mittags kommt ein AIP von der Handchirurgie und schaut sich die Misere an. “Oh, die Schwellung da unter dem Gips sieht aber boese aus.”

MEINE REDE SEIT VIERUNDZWANZIG STUNDEN!

“Hmmm,” meint der Arzt und oeffnet den Gips.
Ahhhh, das kribbelt so schoen, wenn nach wenigen Tagen (gefuehlt: Wochen!) das Blut wieder zirkuliert; dann ein Blick auf meinen Handruecken – oh SHIT!

Eine kinderfaustgrosse Beule ziert das, was ich bislang als meine linke Hand betrachtet habe und da diese Schwellung offensichtlich nach der OP (UND NACH dem Eingipsen) entstanden ist erklaert sich nun auch mein primaeres Problem: Ich bin kein Weichei; der Gips hat mir tatsaechlich alles abgeschnuert, nachdem dieser Bluterguss immer groesser und groesser geworden ist. Der AIP zieht erst mal die ueberfluessig gewordene Drainage raus, da das eingedickte Blut ueber dieses winzige Schlaeuchlein sowieso nicht ablaufen kann. Dann macht er mir einen neuen Gipsschienenverband und sich selbst anschliessend aus dem Staub. Ich freue mich auf die Nacht und den Kaffee bei Ela.

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Montag 17.7.2006
Kontrolltermin Uniklinikum Freiburg – Plastische Chirurgie.

Dr. Krischak veranlasst Roentgenaufnahmen, die ihm ausgesprochen gut gefallen. Was ihm nicht gefaellt ist dieser nach wie vor vorhandene kinderfaustgrosse Bluterguss auf meinem linken Handruecken.

Deshalb zieht er mir erst mal die Faeden und dann haut er mir eine Kanuele vom Kaliber 0.35mm in das blau angelaufene Ei, um das alte Blut abzusaugen, das sich dort angesammelt hat.
Das Blut ist derart verklumpt, dass nichts kommt. Er bohrt mit der Spitze der Spritze in meiner Hand rum, doch ausser dass es hoellisch weh tut passiert nix.

Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er mir mit seinem Herumgefuhrwerke Schmerzen bereitet … “Aaaarghhhh”, entfaehrt es mir, “das tut schweinemaessig WEH!!!”

” Dann machen wir das jetzt anders”, entgegnet er und zaubert von irgendwoher ein Skalpell hervor, um damit die frisch vernarbte OP-Wunde aufzuschneiden.

“So jetzt schauen Sie mal gut zu”, erklaert er seiner AIP-assistentin, die lustlos, kaugummikauend auf dem Schreibtisch sitzt und ihre Beine baumeln laesst, waehrend sie die ganze Prozedur mit geheucheltem Interesse verfolgt.

“Hinterher ist Umziehen angesagt, das gibt jetzt eine Riesensauerei”, erklaert Dr. Krischak und legt los. Er drueckt nun mit zwei Haenden meinen Bluterguss zusammen quetscht das alte Blut aus der Oeffnung in der OP-Narbe.
Jetzt tut es richtig weh.
Dann stemmt er sich beidhaendig mit seinem ganzen Koerpergewicht – geschaetzt 82 kg – auf meine Hand und tatsaechlich: Das Blut spritzt in Brocken, Kloessen und fluessigen Anteilen aus meinem Koerper. Dr. Krischak ist von oben bis unten mit Blutspritzern eingesaut. Die AIP ging rechtzeitig in Deckung.
Meine Hand brennt wie Feuer. Dr. Frankenst… aehem Krischak wiederholt dieses Prozedere so lange, bis die Schwellung auf meinem linken Handruecken nur noch ein Viertel der urspruenglichen Groesse betraegt.

Schliesslich betrachtet er sein Werk zufrieden und geht sich umziehen. Im Gipsraum erhalte ich einen neuen Gips, der ergonomisch an die veraenderten Gegebenheiten angepasst wird.

Seither habe ich abartige Schmerzen in dieser linken Hand.
Die bisherigen Versuche, alsbald einen Kontrolltermin zu bekommen, um die Ursachen dieser Schmerzen herauszufinden schlugen fehl. Bis letzten Freitag (4. August); da erhielt ich einen ‘vorgezogenen‘ Termin. Also statt 17.8. schon am 10.8.

Und wunder ueber Wunder: Heute morgen klingelt das Telephon.
Es meldet sich jemand aus der plastischen Chirurgie und erkundigt sich nach meinem werten Wohlbefinden – sprich: “Haben sie noch Schmerzen?”
“Ja”, entgegne ich einsilbig und erhalte wider Erwarten eine Einladung, doch gleich heute noch vorbeizukommen. Auch recht. Ich sage also alle anderen Arzt-, Physiotherapeuten- und Psychotherapeutentermine ab, die sich so in meinem Kalender tummeln und begebe mich in die Uni-Klinik.

Immerhin ist heute auch der Tag, an dem planmaessig der Gips runter sollte.

Sollte!

Statt dessen stellt man fest, dass mir Dr. Fran… aehem, Krischak die Mittelhandknochen erneut gebrochen hat und die Schrauben und das ganze Restmaterial in unguenstiger Lage an den Baendern scheuern, was die Schmerzen plausibel die Situation allerdings nicht angenehmer macht.

Da die Handchirurgen einen Ruf zu verlieren haben [Muahuahua], bietet man mir an, das Ganze im Rahmen einer schnellen und alsbald (uebermorgen) stattfindenden OP wieder in Ordnung zu bringen.

Tja mir als Patient bleibt nix anderes uebrig, als in den sauren Apfel zu beissen, aber wenn ich Dr. Krischak noch mal treffen sollte, beiss ich ihm den linken kleinen Finger ab.
Versprochen!

…hit any key 2 continue

-m*sh-

  1. Walter says:

    Gute Besserung!

    Meinst Du Du kannst diesen Doc verklagen?
    Walter

    • sha-mash says:

      Mein Anwalt hat zufaelligerweise solche Faelle auch in seinem Schwerpunkt. Ein erstes Telephonat dahingehend verlief vielversprechend. Ich hab jetzt die Faxen dicke.
      Es kotzt mich echt an, dauernd darunter leiden zu muessen, dass irgendwelche Leute unkonzentriert am Strassenverkehr teilnehmen (3 Unfaelle im letzten Jahr) oder ihren Job so unprofessionell machen.
      hy

  2. Deleted says:

    Wünsch dir auch Gute Besserung!
    Und natürlich viel Glück…. das du anscheinend dringend benötigst =)

  3. sabine says:

    Hi Harry,

    hast mich ja ganzschön angeschwindelt mit Deinen Antworten auf meine Frage wie es Dir geht! Kein Wort von Schmerzen, naja wie war früher der Spruch, “Ein Indianer kennt keinen Schmerz”.
    Habe heute erst Deinen Eintrag gelesen und wünsche Dir für die OP heute bessere Ärzte und besseren Erfolg.

    Hab Dich lieb
    Dein Lesterschwein Sabine

    • sha-mash says:

      … hast mich ja ganzschön angeschwindelt mit Deinen Antworten auf meine Frage wie es Dir geht! Kein Wort von Schmerzen

      Schmerzen? Definiere Schmerzen!

      naja wie war früher der Spruch, “Ein Indianer kennt keinen Schmerz”.

      Neuesten Untersuchungen zufolge gibt es gar keine Indianer (mehr).
      Deshalb nehmen Schmerz und Leid wieder zu.

      hy

  4. Deleted says:

    Baaaah, da wäre ne Amputation vielleicht doch besser gewesen… wuäääh ich krieg die blutige Vostellung nicht mehr aus dem Kopf… Alpträume vorprogrammiert…
    Hilfe, warum pocht meine Hand plötzlich so? Phantomschmerz… oder so :crazy:

    Gute Besserung 😉 (auch wenns schon ne Weile her is)

  5. GanjaSmoka says:

    Servus unbekannter weise,
    habe die selbe Op kommenden Do. vormir aber nur mit örtlicher Betäubung im Klinikum Aschaffenburg. Aufschneiden, Platte rein, zunähen fertig. 45min Arbeit hieß es, bin ja mal gespannt.

  6. (Besucher) says:

    sorry,
    aber so viel Schwachsinn in einer insezenierten Selbstdarstellung – thumbz down !- muss den Kollegen in Schutz nehmen, etwas mehr Objektivitaet und etwas weniger duemmliche Diffamierung waeren hier sicher besser platziert.

  7. Gast says:

    Ich muss mich dem letzten Eintrag anschliessen. hier wird einseitig eine sehr abenteuerliche geschichte in farbenfrohem “blutgespritze” erzählt, dass ich dem Arzt raten würde sogar rechtlich wg. verleumdung vorzugehen. Schreibe als Jurist im Medizinrecht. An Stelle des hier sich beklagenden Herrn ist daher (wenn auch sehr spät) eine Entschuldigung mehr als engebracht!
    S. W.

  8. Gast says:

    Selten so einen Blödsinn gelesen, kannst froh sein dass der Arzt dich nicht verklagt! Dämliches Laiengequatsche …

    • sha-mash says:

      Ich lasse mich nicht unwidersprochen als medizinischen Laien bezeichnen.
      Aber ich frage mich: wenn Du zum Lachen lieber in den Keller gehst, was suchst Du dann in diesem Internet?
      Ich bin uebrigens im Rahmen der Behandlung und der fuenf Operationen aus meiner Sicht nur deshalb wirklich wieder hergestellt worden, weil ich den Aerzten und dem Klinikum permanent mit Klagen gedroht habe.
      Bei einigen Leuten hat das tatsaechlich auch geholfen. Man muss nur wissen welche Leute in welcher Hierarchie-Ebene arbeiten und welcher von den entsprechenden Vorgesetzten keine schlechte Presse will.
      Gruss
      -m*sh-

  9. Habe heute neuen Blog eröffnet: “Freiheit zur Krankheit”.

    Viele Grüße