Heute Vormittag rief meine Bekannte “Crissy” an und klagte mir ihr Leid. An ihrem alten VW-Bus, den sie nunmehr seit vielen Jahren fährt, waren wieder einmal ein paar Reparaturen fällig. Die Kiste hatte in letzter Zeit ganz schön viel Geld verschlungen und nun war sie es Leid.
“Man soll schlechtem Geld kein Gutes hinterherwerfen”, erklärte sie mit einem atemberaubenden Augenaufschlag, dem vermutlich kaum ein Mann wiederstehen kann. Sie hatte mich kurz nach 10:00 abgeholt und ich sollte mit ihr eine kleine Runde durch die Autohäuser drehen.
Sie trug einen kurzen schwarzen Rock und eine filigrane, schwarze, trägerlose Bluse und vermutlich hätte sie sich die Mühe mit dem Augenaufschlag auch sparen können.
Ich verstehe zwar von Autos rein gar nichts, aber sie wollte sich wenigstens bei der Finanzierung nicht übers Ohr hauen lassen. Geld hat sie nämlich kaum – bis praktisch keines. Wir fuhren daher auch mit ihrem Bus, weil sie den ‘in Zahlung’ geben wollte.
Damit der Leser jetzt nicht vor lauter Spannung einen Herzinfarkt bekommt, nehme ich schon einmal so viel vorweg: Es gibt am Ende dieser Geschichte keine Entscheidung, keinen Kauf, kein geiles, neues Auto. Und mir war das schon von Anfang an klar!
Im Gegensatz zu anderen Männern finde ich es erklärteermassen NICHT ‘geil‘, shoppen zu gehen oder Autohäuser zu besichtigen. Schon gar nicht, wenn das Objekt der Begierde (nicht meiner Begierde!) aus Kastenwagen, Transportern und Kleinwagen besteht.
Im vierten Autohaus wurden wir schliesslich so weit fündig, dass die Finanzierung zwar noch in den Sternen stand, die Auswahl aber grundsätzlich auf einen blauen Citroen Berlingo gefallen war – ein Vorführwagen.
Als wir die ‘kleine Formalität’ mit dem Formular für die Probefahrt hinter uns bringen wollten, stellte sich heraus, dass die gute Crissy ihren Führerschein zu Hause vergessen hatte; also musste ich den meinigen zücken.
Da es ob all dieser Verkaufsgespräche und Formalitäten mittlerweile kurz nach halb eins und der Verkäufer ein wenig hibbelig geworden war, bot ich ihm an, dass meine Bekannte und ich in Ruhe eine kleine Spritztour machen und dann wiede zurückkehren, wenn seine Mittagspause vorbei ist.
“Vierzehnuhrfümmenvierzig”, brachte er mit dankbarer Stimme hervor und verabschiedete sich von uns.
Man muss kein grosses Mathegenie sein, um mit einem Blick auf die Uhr zu erkennen, dass wir locker zwei Stunden ein funktionierendes Auto unterm Arsch hatten, das zudem sogar schon vollgetankt war. 🙂
Ich erklärte den Wagen zum Allrad-Berlingo und gab ihm die Sporen. Wie bereits erwähnt, gehöre ich nicht zu den Leuten, die sich einbilden, etwas von Autos zu verstehen – für mich muss ein Auto funktional sein.
Das ist so ein Berlingo grundsätzlich schon. Doch die wahren Stärken eines Autos liegen ja in seinen Fahreigenschaften und die zeigen sioch IMHO am Besten, wenn man mit dem Auto ins Gelände geht.
Obwohl wir mit je knapp 60 Kilo die Nutzlastkapazitäten nicht wirklich ausschöpften erhielten wir ein ernüchternde Ergebnis: Wenn man mit der Karre richtig bös durch den Wald und in Steinbrüchen rumheizt, braucht das Gerät schon einiges an Sprit – zumindest senkte sich die Anzeige bereits nach einer Stunde bedrohlich auf die 3/4 Marke.
“Tankanzeige vermutlich nicht wirklich zuverlässig”, konstatierte ich und beobachtete im Rückspiegel die kilometerlange Staubfahne, die wir aufgrund der Trockenheit hinter uns herzogen und bog wieder auf die Hauptstrasse zwischen Breisach und Riegel.
Die Uhr des Berlingo ging eine Minute vor, aber das ist noch im Rahmen der Toleranz. Es war erst kurz nach halb zwei und so steuerte ich den erstbesten Biergarten am Kaiserstuhl an, den ich finden konnte. Wir sassen in der Sonne, tranken Apfelsaftschorle und stellten fest, dass die harte Bestuhlung unseren geschundenen Rücken nach dieser Höllentour wirklich gut tat.
Aufgrund der Hitze stürzten wir unsere Getränke ziemlich schnell und als ich die Bedienung rief, um noch eine Runde zu bestellen, fragte mich Crissy: “Hast Du ein Handtuch dabei?”
“Klar, ich habe immer ein Handtuch dabei”, antwortete ich und fischte mit einer Hand in meinem schwarzen Lederrucksack, den ich immer bei mir trage. “Hier”, grinste ich und zog ein Handtuch hervor, in welches flächenfüllend ein gelb-schwarz-gepunkteter Salamander eingearbeitet ist.
Crissy grinste zurück und bat die Bedienung, die mittlerweile an unseren Tisch gekommen war, um die Rechnung.
“Baggersee?” riet ich.
“Baggersee!”
So macht eine Fahrt ins Blaue Spass. Auch wenn uns offenbar die Hitze ein wenig zu schaffen machte. Denn nach einer Runde durch den See und ein wenig Geblödel und Frisbeespielen auf der Wiese wurde wir beide müde und müsse wohl irgendwann kurz eingenickt sein.
Ich erwachte um kurz nach drei. Entsetzt betrachtete ich meine Uhr. Shit, wir hatten dem Typ aus dem Autohaus versprochen um 14:45 zurück zu sein. Hoffentlich machte der sich keine Sorgen oder verlangte irgendeine Gebühr. Ich mach’ so was ja nicht jeden Tag und das Formular, das ich ungelesen unterschreiben hatte war voll von Buchstaben und Paragraphenzeichen gewesen.
“Crissy”, aufwachen. Wir müssen los!”
Es tat mir in der Seele weh, von ihr zu verlangen, dass sie sich nun wieder anziehen solle – und zwar möglichst schnell. Sie war wirklich eine Augenweide.
Ich raffte das ganze Zeug zusammen, das wir um uns herum verstreut hatten und konnte Crissy gerade noch daran hindern ihre Haare zu richten.
“Das hat Zeit bis später”, sagte ich und schob sie vor mir her Richtung Parkplatz.
Vermutlich brach ich auf der Rückfahrt zu Mister Citroen sämtliche Rekorde auf dieser Strecke – aber zugegeben, ich nahm auch einige nur eingeschränkt als ‘legal’ apostrophierbare Abkürzungen.
Das Holterdiepolter führte dazu, dass die Rückbank selbsttätig umklappte und ich dadurch wenigstens kurz vor Abgabe noch einen Blick auf den Stauraum des Berlingo werfen konnte.
15:31 Uhr
Unser Verkäufer erwartete uns schon sehnsüchtig. Nervös ging er auf dem Hof vor seinem schicken, in Glas und Stahl gehaltenen Autohaus auf und ab und stürmte schliesslich freudestrahlend auf uns zu – und wir full speed auf ihn.
Ein letzter Bremsentest. Funktionierte einwandfrei.
Der Verkäufer stand 10 Zentimeter vor der Stosstange, als der geschundene Kastenwagen schliesslich zum Stehen kam.
Mister Citroen taumelte um den Wagen herum und öffnete mit bleichem Gesicht die Fahrertür.
Mit geschultem Kennerblick vergewisserte er sich, dass keine oberflächlichen Schäden zu erkennen sind und stellte dann mit professionell zur Schau getragener Miene fest: “Ah, sie haben rausgefunden, wie man die Rückbank umklappt.”
Crissy und ich stiegen aus und jetzt umspielte gar ein freudvolles Lächeln das Gesicht des Verkäufers.
Okay, Crissy hat mit ihrer Figur schon vielen Männern ein Lächeln entlockt, aber der Mann grinste dermassen debil, dass ich ihm gar nicht mehr zuhören konnte. Keine Ahnung, was er alles vor sich hinbrabbelte. Und sein Lächeln war nicht debil, es war anzüglich!
‘Wieso grinst der uns so an?’, überlegte ich. Doch erst als er mir mit einem Auge zuzwinkerte und ich meinen Kopf zu Crissy wandte, die ebenfalls fragend meinen Blick erwiderte, sah ich es.
Es war so offensichtlich.
Crissy sah aus wie gerade aus dem Bett gefallen. Verwaschene Schminke im Gesicht, die langen Haare total zerzaust und die Bluse auf links angezogen.
Nach scheinbar endlos langer Zeit, die ich benötigte um mich zusammenzureissen und nicht lauthals loszuprusten, bemerkte ich auch Crissys Blick, der auf meine Hose fiel. Auch sie schien äusserst belustigt.
“Mir ist der Wagen zu hart gefedert”, stellte ich fest und gab dem Verkäufer die Schlüssel zurück, wobei ich mit einer möglichst unauffälligen Handbewegung den Hosenladen meiner Jeans schloss.
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-m*sh- [reality inside]
Geile Geschichte!!!
(Schlimmer Finger – Heißer Feger! …hat der Typ bestimmt gedacht!)
Keine Ahnung, was der Typ gedacht hat, aber auf dem Heimweg, haben wir uns halb totgelacht – war ein wirklich spassiger Tag.
🙂
-m*sh-
…das war ja zu lesen!
….
….gehts Du mit mir auch mal ein Auto kaufen???
Klar doch. Du bringst am Besten Deinen Führerschein und ein Handtuch mit.
🙂
-m*sh-
…mache ich doch glatt, allerdings habe ich gar keinen Führerschein. Den haben mir die Bullen doch weggenommen!
Manno!
Außerdem fehlt mir der gewisse Augenaufschlag und das Röckchen-die trage ich nähmlich nicht!
Aaarggh. Führerschein weg – ätzend!
Daher mache ich Extremfahrten immer nur mit Mietwagen und geliehenen Vehikeln.
-m*sh-
nee, nee!
War nur Spaß! Hab meine Pappe noch!
Und warum hast Du am Baggersee den Sack nicht zugemacht? Wenn man schon soviel Zeit investiert und sowieso einen entsprechenden Eindruck hinterläßt…
Weil ein Gentleman geniesst und schweigt
-m*sh-
B)
Ja bitte?! Hör auf, das hast du geträumt *lol*
Wieso hast du immer ein Handtuch dabei?
Lies mal
Douglas N. Adams, ‘The Hitch-Hiker’s Guide To The Galaxy’:
-m*sh-
Nee, das ist wirklich so passiert – ohne Scheiss.
-m*sh-