Im ersten und im zweiten Teil zu diesem Thema habe ich herausgearbeitet, dass mit dem Erlernen der Alphabetschrift auch fundamentale Strukturen in unserem Denken angelegt werden,die spaeter unsere Kreativitaet und unsere Erkenntnisfaehigkeit beeinflussen.
Im dritten Teil habe ich Geschichte und Intention der Sprechspur kurz angerissen und im vierten Teil ging ich auf die theoretischen Grundlagen der Sprechspur ein. Mit diesem Abschnitt, wird schliesslich die Sprechspur als Schrift vorgestellt.

Der Lernprozess (in Kuerze):
Da insbesondere Kleinkinder, die mit der Sprechspur konfrontiert werden, noch nicht ueber die noetigen motorischen Fertigkeiten zum Schreiben und fuehren eines Stiftes verfuegen, werden Uebungen zunaechst auf zwei Arten durchgefuehrt:
1.) Mit einem stumpfen Holzgriffel ‘fahren’ die Kinder vorgegebene einfache Worte auf dem Papier nach. Gemeinsam mit dem Lehrer sprechen sie dabei das Wort aus, womit die Synchronizitaet von Sprache und Bewegung hergestellt wird.
Hierbei entfaellt auch das Frustrationsmoment, dass die eigene Schrift krakelig und nicht schoen ist.

2.) Mit Karteikaertchen auf denen Worte oder einfache Saetze stehen, werden gemeinsame Spiele gemacht.
So werden Muster erkannt und geuebt.

Die Codierung im Detail:
Disclaimer: Da ich kaum noch ueber Originalmaterialien der Sprechspur verfuege und die Spur fuer mich in mittlerweile 40 Jahren stark abgewandelt habe, weichen die folgenden Informationen u.U. vom Original ab.

Regel: Beim Sprechen wird zuerst der Hallraum im Mund durch die Muskeln geformt, dann stroemt die Luft geradeaus. Ebenso hat jedes Klangzeichen eine formenden Anfang und verlaeuft geradeaus.
Die Spurzeichen verbinden sich ebenso zum Wortbild, wie der Klang des gesprochenen Wortes und verschmelzen miteinander – ohne ihren Charakter zu verlieren.

Die Zeichen

Man beachte: Obwohl gleich aussehend wird das “a” von oben nach unten und das “t” bzw. “d” von unten nach oben geschrieben.

“d” und “t” sind sehr aehnlich bis gleich – ebenso “p” und “b” sowie “g”, “k” und “ch”. Auch “äu” und “eu” sind klanglich gleich und haben somit das selbe Zeichen.

Der Vokal der betonten Silbe wird in der klassischen Schule mit einem breiteren Abwaertsstrich geschrieben, was einen sehr weichen 2B-Bleistift voraussetzt.

Das “v” entfaellt, da es entweder als “f” gesprochen wird oder als “w”. Ebenso das “j”, welches abhaengig vbom Klang der Silbe durch ein “i” (jagen) oder ein kurzes “e” (Miau gesprochen Me-au) ersetzt wird.

Das “ä” entfaellt ebenfalls und wird durch das kurzgesprochene “e” ausgedrueckt (kurzer Abwaertsstrich). Das lange “e” entspricht dem “e” in “Weg”, das kurze hingegen dem in Pappe.
Statt des “z” wird “t” und “s” zu einer Ligatur verschmolzen, die meist der besseren Lesbarkeit wegen mit einem Punkt verdeutlicht wird.
Anmerkung: Da man so schreibt, wie man spricht, wird bspw. das Wort “Sprache” mit “sch” am Anfang geschrieben – also “schbrache”. Das selbe gilt in den meisten Faellen fuer die Kombination “st”.

Klartext:

Normalerweise schreibt man die Sprechspur auf liniertes Papier, um die (Groessen-)Verhaeltnisse der einzelnen Zeichen zueinander besser erkennen zu koennen. doch in diesem Fall benutze ich ein Blankopapier, weil ich keinen Scanner habe. Ich hoffe, man kann es trotzdem lesen.
—–
Als Kind lernen wir das Sprechen durch Imitieren. Zunaechst brabbelt man drauflos, worauf bald eine rudimentaere Kommunikation mit den Eltern folgt. Noch waehrend sich Wortschatz und semantische Faehigkeiten im Aufbau befinden, werden wir mit Buechern konfrontiert

Im naechsten Teil, der sich wieder mehr mit Sprache allgemein befassen wird, werde ich noch einmal auf das andere Denken eingehen, den die Verwendung unterschiedlicher Schriftsysteme hervorrufen kann (nicht muss!).

hit any key 2 continue
-m*sh-

  1. Trithemius says:

    Hallo, mein Lieber,

    ich habe mir die Freiheit genommen, auf deine tollen Beiträge hinzuweisen.
    Den Scherz bitte ich mir nachzusehen.

    Beste Grüße
    Jules

    • Trithemius says:

      P.S.: Theoretische Grundlagen und Präsentation sind 1a. Deine Schriftprobe hat ästhetische Qualität!
      Meinen Glückwunsch.

      • sha-mash says:

        Wie erwaehnt habe ich diese Schrift (fuer mich) seit beinahe 40 Jahren weiterentwickelt und finde meinen Code mittlerweile aesthetischer als das Original …
        Ein weiteres Beispiel fuer die Sprechspur findet sich auf:
        der Webseite von Gimmersorf

        Man muss ein wenig nach unten scrollen dort steht ein Grundschullehrer im Klassenzimmer, hinter ihm die Tafel vollgeschreiben mit “Wurzelschrift”. Wer’s richtig “uebersetzt”, bekommt von mir ein Sixpack mit auf die Wanderung am Freitag 🙂
        -m*sh-

    • sha-mash says:

      Danke, der Gag als solcher ist okay, inhaltlich ist er jedoch falsch, da es zwei gebrochene Arme sind … aber wir sind ja nicht kleinlich.
      Da ich keinen Scanner habe und derartiges mit dem Photo ablichten muss, koennte die Qualitaet besser sein… Trotzdem habe ich mich sehr ueber Deine lobende Erwaehnung gefreut.
      -m*sh-

      • Trithemius says:

        Tut mir leid, dass ich mich wegen des Arms verguckt habe. Inzwischen ist hoffentlich alles gut verheilt. Der Gag macht neugierig, hoffte ich, und wenn man anklickt, winkst du sogleich mit deinen gebrochenen Armen. Das ist Dada. Oder Pataphysik.

        Gerade die Fotos sehen klasse aus, weil man den Handdruck sieht. Ein plattes Scannerbild kommt da nicht mit.

  2. Ich hab`s versucht mein Freund, aber das ist mir jetzt einfach zu hoch. Ständig rennt irgendwer durch oder spricht, ich muss das morgen mal in Ruhe…Das will ich jetzt wissen, verdammt!

  3. deleted user says:

    Vom Schriftbild, das hatte ich ja schon einmal erwähnt, sieht es wirklich wie Steno aus. Nur die einzelnen Buchstaben sind ganz unterschiedlich.
    Kann man mit Spurschrift ebenso schnell schreiben, wie mit Steno, oder sagen wir annähernd?

    • sha-mash says:

      Da ich niemanden ausser mir kenne, der noch Spur schreibt, kann ich diese Frage nicht allgemeingueltig beantworten. Was mich angeht muss ich jedoch sagen, dass alle Leute, die ich kenne, die Steno koennen, schneller schreiben als ich Spur schreibe. Auch das Ergebnis auf dem Papier nimmt bei Steno (meist) etwas weniger Platz ein. Dies, obwohl ich die Spur fuer mich stark verkuerzt und angepasst habe.
      Nichtsdestotrotz schreibe ich Spur etwa drei mal so schnell, wie das lateinische Alphabet.
      -m*sh-

  4. Frieling says:

    Lieber Sha-Mash,

    Deine fünfteilige Serie ist eine enorme Leistung und bietet endlos viele Fakten und Aspekte. Ich überlege derzeit, ob ich meine eigene Handschrift anhand Deiner Tabellen dechiffrieren kann, denn nach einigen Tagen kann ich meine Kalligraphie selbst kaum noch lesen.

    Herzliche Anerkennung!
    Rupi

  5. sathyr says:

    In Berlin-Neukölln gab es von 1951-1955 einen Schulversuch ab der 1. Klasse mit ca. 30 Kindern. Vom ersten Tag an schrieb man Sprechspur. Erst ab der 3. Klasse lernten die Kinder dann die Lateinische Schrift.
    Wie es den anderen im späteren Leben bezüglich Schriftbild und Rechtschreibung ergangen ist, weiß ich nicht. Ich habe, Dank des Wechsels aufs Gymnasium, noch guten Deutschuntericht genossen. Nur meine Handschrift leidet bis heute unter dem späten Schreibschrift lernen. Doch spuren (in eifachen Worten) kann ich noch flüssig.
    Bleib gesund!
    sathyr

  6. nesselchen says:

    Diese Ausführung zum Thema “Sprechspur” ist echt faszinierend. Meine Schwiegermutter hat damals auch Sprechspur gelernt und besitzt noch einige Schriftstücke(Briefe ans Christkind, etc.).Sie kann sie leider nicht mehr lesen. Besteht die Möglichkeit, Bücher zu kaufen in denen die Sprechspur übersetzt/gelehrt wird? Das wäre ein tolles Weihnachtsgeschenk für sie!!!

    Gruß Nesselchen

    • sha-mash says:

      Hallo nesselchen!
      Fein, wenn Dir mein kleiner Exkurs gefallen hat.
      Leider muss ich Dich jedoch bzgl. des Kaufs von Buechern zum Thema enttaeuschen.

      Meines Wissens existieren nur noch im Landesarchiv von Dresden
      (slub-dresden.de) einige Exemplare der Buecher ueber und zur Sprechspur.
      Und in Leverkusen hat ein Arbeitskreis das Werk meines Lehrers A. Wittmer aufgearbeitet. Da duerfte es vielleicht Leute geben, die noch Quellen haben.
      Ich weiss nun nicht, wie wichtig Dir das ist.
      “Im Laden” wirst Du jedenfalls ebensowenig fuendig werden, wie bei Amazon… 🙁

      Den Brief an das Christkind habe ich auch noch 🙂
      Gruesse
      -m*sh-

  7. nesselchen says:

    Hallo sha-mash!

    Das man “übersetzungen”nicht kaufen kann, habe ich mir schon fast gedacht. Das ist echt schade.
    Vielleicht schenk ich ihr einfach den link zu deinen Ausführungen. dann kann sie sich selber ans Übersetzen machen. Mal schauen.

    Auf jeden Fall dir schon mal ein ganz großes Danke für deine schnelle Antwort!

    Gruß vom Nesselchen

    • sha-mash says:

      Es gab mal Buecher (ein Lehrbuch war die Puppenschule), aber ich habe leider bei meinem letzten Umzug gruendlich ausgemistet…
      Ich kann dir aber gerne auch einen Text uebersetzen, wenn Du die Moeglichkeit hast, das einzuscannen (oder abzufotografieren).
      -m*sh-

  8. eva says:

    Habe mit Freuden festgestellt, dass es ausser mir noch jemanden gibt, der die Spur-Schrift kennt. Obwohl ich ihr etwas kritisch gegenüber stehe: Hatte sie in der ersten Klasse Grundschule, und noch etwa 3 Monate in der zweiten (in Hamburg Rahlstedt). Wir zogen dann nach Berlin um, musste 1,5 Jahre “normale Schrift” nachholen. Besonders schwer für mich war, zu erkennen, dass es noch mehr Buchstaben gab, etwa das “v”, dass es Dehnungslaute gab, dass man lange Wörter wie etwa “Wolfgang” nicht mehr – wie in der Spurschrift – willkürlich teilen konnte, damit es übersichtlicher bleibt. Trotzdem: Ich kann sie immer noch teilweise schreiben (Anna, Ida, Edith, Erika haben Schule) und noch viel mehr lesen.

    Auf unseren “Spur”-Blättern war auf der Rückseite der Text jeweils in normaler “Schreibschrift” wiederholt. Als in meinem Zeugnis der Hamburger Schule stand: “Im Spuren hatte sie anfangs große Schwierigkeiten, hat sich aber in der letzten Zeit sehr gebessert” hielt mich der Rektor der neuen Schule in Berlin für schwer erziehbar, wollte mich auf die Hilfsschule überweisen….nur wegen des Vaters (Doktor der Philosophie damals) wurde ich probeweise auf die normale Schule genommen….

    Ich freue mich hier auf lebhaften Austausch.

    Herzliche Grüße

    Eva

  9. Anne says:

    Hallo,
    meine Mutter war der Meinung, dass ihre Klasse die einzige war, die Spurschrift erlernt hat. In Freital Potschappel, bei Dresden, muss so 1950 gewesen sein. Scheinbar gab es noch andere Klassen, wo dies gelernt wurde. Gibt es noch Bücher in Spurschrift? Das wär ein geniales Geschenk.
    Anne

    • sha-mash says:

      Wie es scheint gibt es doch so einige Leute, die diese Schrift einst lernten. Das Standardlehrbuch in Spurschrift war die Puppenschule. Ich habe mein Exemplar vor Jahren beim letzten Umzug weggeworfen – was ich mittlerweile bereue. Da bei uns fast alle Kinder in der Familie Spur gelernt haben (uebrigens im Kindergarten), gibt es sicherlich auf irgendeinem Dachboden noch das eine oder andere Exemplar.
      Da ich aber auch immer wieder nach Spuren der Spur suche und mir nie etwas untergekommen ist bleibt wohl nur hartnaeckig die Antiquariate zu durchforsten.

      Bei tiefergehendem Interesse – und da Du vielleicht noch in der Naehe von Dresden unterwegs bist – verweise ich an die

      Sächsische Landesbibliothek-
      Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
      Stenographische Sammlung
      01054 Dresden

      Besucheradresse: Zellescher Weg 18
      Telefon: +49-0351 4677-542/541
      Telefax: +49-0351 4677-731

      Zitat aus einem Schreiben auf meine Nachfrage:
      —-

      [...]die SLUB besitzt reichlich Material zur Sprechspur von Kunowski.
      Sie können auf unserer Hompage im WEBOPAC nach dem Autor Kunowski recherchieren bzw. mit Index-Eingabe "Beliebig" das Wort Sprechspur eingeben.

      Ein großer Teil der dort aufgeführten Titel ist über Fernleihe benutzbar bzw. Sie könnten daraus auch Kopien (Papier bzw. digital - pdf) bestellen.

      Volltexte haben wir leider noch nicht im Netz stehen. Das ist z. Zt. unsere "Zukunfsmusik".
      Weitere Titel sind unter "Kataloge", dort unter IPAC, Stenografische Sammlung zu finden.
      Sollten Ihnen diese Titel nicht ausreichen, könnten wir auch noch im Archiv prüfen.
      Allerdings würde ich Sie in diesem Falle dann bitten, Ihre Suchanfrage etwas genauer zu formulieren.
      Ich hoffe, Ihnen erst einmal geholfen zur haben.
      Bitte lassen Sie mich wissen, welche Titel Sie benötigen.
      Sie können mich auch gerne zwischen 10 und 17 Uhr in der Bibliothek anrufen.
      Freundliche Grüße


      Ich hoffe Dir und anderen damit vielleicht ein wenig weitergeholfen zu haben.

      -m*sh-

  10. ratzkowski says:

    Hallo,
    mit Freude habe ich gelesen, daß es noch so viele andere gibt, die diese Schrift erlernten. Gern würde ich an ein Schule dieser Schrift kommen. Gibt es noch Exemplare davon? Ich kann mich nicht mehr an den Tietel der Schule erinnern, aus der wir in Klasse 1 gelernt hatten. Soweit ich weiß, war die Titelseite der FIBEL in Blau gehalten, Querformat und in Plastik verschweisst.
    Ich würde mich über mehr Infomationen freuen.
    Beste Grüße
    Torsten

  11. Ulf Bro says:

    Die Schrift ist genial und ebenso deine ganzen Betrachtungen über eine logische Schreibweise. Selbstverständlich kann man besser lesen, sprechen und denken, wenn die Sprache erkennbar verständlich aufgebaut ist, aus nachvollziehbaren Einheiten.

    Noch einpaar Fragen dazu:

    (1) Anscheinend kann man die Haken manchmal als Kringel und manchmal als Haken schreiben. Gibt es hierfür bestimmte Regeln? Ich würde sonst „hobe“ und „Horde“ oder „warten“ und „Wappen“ nicht unterscheiden können.

    (2) Falls es gelingen sollte, Material zur Wurzelschrift/Sprechspur zusammenzutragen, wärest du dann bereit, eine eingehendere Dokumentation auf die Beine zu stellen oder falls ich mich selber dahinter klemmen würde, würdest du dann mitmachen?

    Ich arbeite an einem (hobbymäßigen) Projekt zur Besserung der Schreibergonomie, das auf meiner Homepage überaus gründlich dokumentiert ist.

    • sha-mash says:

      Servus, du hast recht beim Lesen ist die Unterscheidung anfangs etwas schwer, jedoch ist am Anfang eines P, B, M ein Kringel und das R ist ein nach unten gewoelbter Haken. I.d.R macht die Erwartungshaltung beim Lesen viel aus.

      Wnn mn n dr nrmln Schrft Bchstbn wglsst knn mn dn Txt trtzdm lsn… Es ist Uebungssache.

      Zu 2) ich weiss nicht, ob ich mittelfristig die Zeit dazu aufbringen kann, da ich an anderen Projekten arbeite.
      Wenn Du Hilfe brauchst stehe ich jedoch fuer Fragen zur Verfuegung.

      Meines Wissens sind alle Buecher und Texte zum Thema Spur vergriffen. Eine Bibliothek in Chemnitz hat noch ein paar Exemplare der Schreibschule/Puppenschule.
      -m*sh-

  12. buenlimon says:

    Ich bin überzeugt, dass die Schrift so durchdacht ist, dass sie Regeln für alles hat. Sie ist schließlich aus Deutschland. Ich habe gesehen, was in der Bibliothek zu finden ist. Slub-Dresden hat anscheinend reichlich Dokumentation. Für mich ist das 5 Stunden Autofahrt bis dahin. Ich sehe, dass man hier und da doch etwas antiquarisches findet. Sollte ich etwas kaufen, scanne ich es ein und schicke es dir. So viel, wie ich jetzt von der Schrift verstanden habe und so weit ich mit gesundem Vernunft ausrechnen kann, muss es Regeln geben, die besagen, was getan wird, wenn ein Zeichen, das so aussieht wie ein Stock mit krummem Griff an einen geraden Stock verbunden wird. Kommt der gerade Stock runter (wie bei A) und hat der folgende nach oben rechts schräger Stock seinen Handgriff nach unten (zum Beispiel G), dann gibt es einen Kringel, hat er seinen Handgriff nach oben (W), dann gibt es einen runden Bogen wie auch bei M. Anders ist es beim M, wenn es nach einem T geschrieben wird, dann müsste es folgerichtig einen Kringel geben, nicht? Und was ist, wenn man TR schreibt? Dann auch Kringel? Egal, man wird das ganze mit Sicherheit in System und Regeln beschrieben finden, die so schwer nicht sein können, denn sonst könnten 7-jährige Kinder es nicht lernen. Ich habe soeben einen Text von einem Theoretiker gelesen, der begründet, warum Stenografiesysteme, die auf dem so genannten Stabprinzip beruhen (wie die Wurzelschrift) schwer leserlich sind. Er meint anscheinend, dass die Deutsche Einheitskurzschrift besser lesbar ist. Das soll uns nur zeigen, mit was für Menschen man zu tun hat, wenn man mit Stenografen diskutiert. Wenn ich die Wurzelschrift aber mit Scheithauers, Gabelsbergers oder Stolze-Schrey’s Systemen vergleiche, ist die Wurzelschrift aber erheblich simpler. Das Schriftbild ist insgesamt ruhiger und aufgeräumter. Nach meiner Meinung sieht das doch jeder – aber wirklich jeder außer denen, die ein richtiges Stenografiesystem gelernt haben und folglich darauf schwören – dass die Wurzelschrift von allen mit Abstand die einfachste ist. Soweit ich sehen kann, ist sie aber keineswegs mit der Nationalstenografie identisch sondern wirklich ein System für sich, auch wenn sich eine Verwandtschaft nicht leugnen lässt. Wie auch immer, ich werde jetzt tüchtig üben.

    • sha-mash says:

      Naja, wie jeder Stenograf habe auch ich in den letzten 40 Jahren fuer meinen Gebrauch Kuerzel entwickelt, Silben erfunden und bestimmte Buchstabenkombinationen mit einem hoeher- oder tiefergestellten Punkt versehen, so dass man schneller Schreiben und besser lesen kann. An die Originalen Regeln kann ich mich daher kaum noch richtig erinnern, da ich auch zu wenig Unterlagen habe.
      Das, was ich hier geschrieben habe bezieht sich auf die urspruenglichen Regeln – so weit ich mich erinnere.

  13. Rüdiger says:

    Ich denke, dass es für die Kinder hilfreich und angenehm war, mit der “Spurschrift” zunächst lauttreu schreiben zu dürfen. Seit den 70ern des vorigen Jahrhunderts hat sich die Didaktik des Schriftspracherwerbs geändert, sodass die Kinder heute auch mit der normalen Schrift (Druckschrift) zunächst lauttreu schreiben dürfen und dann schrittweise ihre orthografische Kompetenz als Rechtschreibgespür entwickeln.
    Insofern hat sich die Wurzelschrift als Lernschrift in der Schule überholt, denn letztlich war sie ja ein Umweg.
    Ob die Wurzelschrift als Kurzschrift anderen Systemen überlegen ist, kann ich nicht beurteilen.
    Rüdiger

  14. Krzysztof says:

    Hello.
    I would like to ask, if You could help me to find the book:
    Sprechspur für alle Sprachen und Mundarten of F. von Kunowski
    http://openlibrary.org/works/OL6930844W/Sprechspur_fu%CC%88r_alle_Sprachen_und_Mundarten
    In the TOC there is mentioned the Polish language, but I suppose, nobody in Poland is aware of it. I would like to have it and check it out, also to show to some people at the University of Warsaw. Unfortunately, German Amazon shows this book as “unavailable”. Perhaps You know, where to find it?

    Thanks in advance for help

    PS. After several years of my private investigation, I see, that it is not very much possible, that Kunowski had invented something really useful for Polish, but I must check it, as I still hope, I’m wrong. Unfortunately Polish language is very difficult to write, but German language actually has some similarities (many syllables for example). Actually, the best Polish shorthand systems were invented on the basis of German systems, so – it should be also possible to accomodate this alphabet.

    Best regards

  15. sha-mash says:

    Years ago I did some researches on those books but failed. And so I can not help you on this.
    Regarding using the Spur as a handwriting/script for Polish lanhguage I need to state three things:
    1.) I can not objectively judge whether it fits because I don’t speak Polish
    2.) For people who learn the latin alphabet first Spur will never be sufficient to write things down in any language. Spur has to be the first to learn.
    3.) I am practicing Spur excessively but I find it difficult to use it in other languages. I am fluent in english and spanish and when using it for those languages it’s much harder to read (to say the least).
    -m*sh-

  16. <<<<<<Hallo° Diese Schrift habe ich 1939-1040 als erste Schrift in der Grundschule gelernt.
    Eines Tages – so sagte man uns jedenfalls – erschien der Erfinder dieser Schrift
    in unserer Klasse (Ernst Eversbusch-Schule, 58000 Hagen-Haspe), und er lobte mich, dass
    ich so schön “Da ist Ida. Ist Ist Ida da? Ida ist da” geschrieben hatte.
    Später lernte ich Sütterlin und bald darauf die Lateinschrift.
    Als ich zum ersten Mal verliebt war, habe ich endlose Tagebuchseiten in dieser Schrift
    gefüllt, die ich heute nur noch mit größter Mühe und Alphabeth-Vergleich entziffern könnte.

  17. ….Was “alphanumeric” ist, weiß ich nicht. Alphabetisiert Vieleicht?? – Der erste Anlauf funktionierte nicht………..
    Also noch einmal von vorn. Diese Wurzel-Schrift habe ich in der Grundschule als erste Schrift gelernt. Und man erzählte uns, dass das wir die erste Klasse seien, in der diese Schrift im Lehrplan sei. Eines Tages erschien der Erfinder dieser Schrift in unserer Klasse
    und er lobte mich, dass ich so schön “da ist Ida. ist Ida da?, Ida ist da” geschrieben hatte. Erst später lernten wir Sütterlin und kurz danach auch die Lateinschrift. Das muss
    1939 – 40 gewesen sein.
    Ernst Eversbusch – Schule in 58093 Hagen. C. Dettmann
    Christine Dettmann,

  18. Das Schriftbild sieht echt gut aus. Erinnert auf den ersten Blick an Steno.

    Dass die Stenoschreiber bisher schneller schreiben (Kommentar oben), mag daran liegen, dass in Steno nicht nur die Buchstaben verkürzt werden, sondern auch ganze Wörter auf ein oder zwei Striche zusammengestrichen werden.
    Für “Pflege” schreibe ich z.B. nur den Stenokringel für “pf” -> s. Link

    • Zwischen b und p, t und d würde ich in der Schrift unterscheiden, da die Laute – außer z.B. bei den Oberfranken 😉 – unterschiedlich klingen und auchWörter mit unterschiedlichen Bedeutungen kennzeichnen: Kirchenboden (Fußboden), den Kirchenboten (Gemeindebrief), außer, wie gesagt in Oberfranken, wo beides Kirchenboden heißt.

      • sha-mash says:

        Aber wenn man sich das (wie ein Kind) laut vorliest wird der sinn schnell klar.

        Papa list sondax imer den Kirchenboden.
        Mama pudsd freitax imer den Kirchenboden.

        Naja, war nur ein Beispiel auf die Schnelle.

    • sha-mash says:

      Ich habe selbstverstaendlich fuer meinen Gebrauch ebenfalls Abkuerzungen fuer bestimmte Begriffe und Silben.
      Dazu verwende ich noch Metavariablen.

  19. Lieber sha-mash,
    durch Zufall bin ich auf diese Seiten gekommen und fand mich wieder. Ich habe im 1. und 2. Schuljahr der damaligen Volksschule in Hannover ab 1954 Spurschrift gelernt. Ich kann bestätigen, dass wir sehr schnell komplexe Texte lesen und auch schreiben konnten. Das Übel begann erst danach: Die Umstellung zur lateinischen Schrift war riesig und die Defizite der ersten 2 Jahre wurden in der Rechtschreibung nie mehr aufgeholt. Heute weiß ich: Kinder sind für Experimente zu schade! Warum musste ich diesen Umweg machen?